13.

Jener Doppellocke Ringen

Kann die Hand sich nimmer nah'n;

Wie der Ost und deine Treue

Keine Stütze bieten kann.

Was es hiesse, sich bemühen,

Zeig' ich, wenn ich dich begehr';

Doch man kann – dies bleibt entschieden –

Das Geschick nicht ändern mehr.

Da ich um den Saum des Freundes

Hundertmal mein Blut vergoss,

Kann ich trotz des Feindes Ränken

Nimmermehr ihn geben los.

Sein Gesicht dem Himmelsmonde

Ähnlich finden kann man nicht,

Kann dem Freund kein Ding vergleichen,

Dem's an Kopf und Fuss gebricht.

Hält sich meine Hochzipresse

Zu dem Reigentanz bereit,

Kann's die Seele nicht vermeiden,

Aufzuschlitzen sich das Kleid.

Doch, was sag' ich? Bist gar reizbar

Und gar zärtlich von Natur,

Und man kann zu dir nicht beten,

Wär's auch noch so leise nur.

Nur ein reiner Blick kann schauen

Eines Seelenfreund's Gesicht:

Nur mit Reinheit kann man blicken

In den Spiegel, anders nicht.

Eifersucht – denn Alles liebt dich –

Hat dem Tod mich nah' gebracht;

Doch man kann mit Gottes Volke

Wohl nicht hadern Tag und Nacht.[331]

Meine Einsicht hat der Liebe

Schwierigkeiten nicht erkannt:

Lösen kann dies Räthsel nimmer

Dieser irrende Verstand.

Es erkennt das Herz Hafisens

Deine Brau' nur als Altar

Und zu dir nur – sagt mein Glaube –

Kann man beten immerdar.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 329-333.
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