151.

Wem man einen Becher reichet

Voll von klarem rothen Wein,

In der heil'gen Engel Mitte

Räumt man einen Platz ihm ein.

Ssofi! schilt auf keinen Zecher;

Was der Sinn der Liebe war

Wird am letzten aller Tage

Trunkenbolden offenbar.

Schenke! Wein sollst du mir bringen,

Moschusduftend, rosenroth:

Hat doch mit vernünft'gen Leuten

Das Gesindel seine Noth.

Es geniesst des Lebens Freuden

An dem heut'gen Tage nicht

Jener, dem man die Genüsse

Für den morgenden verspricht.

Meiden wird Hafis gar willig

Selbst des Paradieses Flur,

Gibt man ihm im Heiligthume

Deiner Lieb' ein Plätzchen nur.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 689-691.
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