66.

Nicht immer ist der Ssofis Münze

Von allem Beisatz rein;

O wie verdient so manche Kutte

Des Feuers Raub zu sein!

Mein Ssofi, den die Morgenandacht

Berauschte, gleich dem Wein,

Wird, siehst du ihn zur Abendstunde,

Gar heiss im Kopfe sein.

Gut wär' es, träfe allenthalben

Man einen Prüfstein an,

Dass schwarz das Antlitz dessen würde,

Der eine Lüg' ersann.

Den zartgepflegten Weichling führet

Zum Freunde nicht sein Schritt:

Der Zecher nur versteht zu lieben,

Der viel erfuhr und litt.

Du trankst den Gram der nied'ren Erde,

O trinke lieber Wein!

Wie Schade, wenn das Herz des Weisen

Ein trübes sollte sein!

Malt so ein Bild der Flaum des Schenken

Hin auf des Wassers Fluth,

O dann bemalen viele Wangen

Mit Wasser sich und Blut.

Bei'm Wirthe lässt Hafis den Teppich

So wie das Mönchsgewand,

Reicht jener mondesgleiche Schenke

Ihm Wein mit eig'ner Hand.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 473-475.
Lizenz:
Kategorien: