8.

Nähme der Schiraser Türke

Hold mein Herz in seine Hand,

Schenkt' ich seinem Indermaale

Būchărā und Sāmărkānd.

Gib den Weinrest her, o Schenke!

Wirst im Paradies nicht schau'n

Rōknăbād und seine Ufer

Und Mofsella's Rosenau'n.

Weh, die schelmisch-süssen Lulis,

Die der Stadt den Zwist gebracht,

Machen Jagd auf Herzensfrieden,

Wie auf's Mahl der Türke macht!

Auf mein unvollkomm'nes Lieben

Thut der schöne Freund Verzicht:

Glanz und Maal und Flaum und Farbe

Braucht ein schönes Antlitz nicht.

Sprich vom Sänger nur und Weine,

Doch dem Loos lass seinen Lauf:

Denn durch Weisheit löst und löste

Keiner noch dies Räthsel auf.

Ich ersah aus Joseph's Schönheit,

Die den Tag zu mehren schien,

Liebe mache einst Suleïchen

Aus der Keuschheit Vorhang flieh'n.

Böse war, was du mir sagtest,

Gott verzeih's, gut war's gethan:

Zuckersüsser Onixlippe

Steht ein bitt'res Wort wohl an.

Horch' auf meinen Rath, o Seele!

Mehr noch als die Seele werth

Ist dem wohlerzog'nen Jüngling,

Was der weise Greis ihn lehrt.

Lieder sangst du, bohrtest Perlen:

Komm, Hafis, und gib sie kund,

Dass auf dein Gedicht der Himmel

Streue der Plejaden Bund!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 23-25.
Lizenz:
Kategorien: