2.

Meines Auges Halle will ich

Dir zum Neste weih'n:

Lass' in ihr dich gnädig nieder.

Denn das Haus ist dein.

Deines Maals und Flaumes Anmuth

Stahl der Weisen Herz:

Unter'm Korn und Netze birgst du

Wunderbaren Scherz.

Werde glücklich durch die Rose,

Morgen-Nachtigall!

Denn die ganze Wiese füllet

Dein verliebter Schall.

Weise meines Herzens Heilung

Deiner Lippe zu:

Den Rubin, der fröhlich machet,

Birgst im Schatze du.

Ist's als Körper dir zu nahen

Auch unmöglich mir,

Liegt als Thürstaub meine Seele

Bündig doch vor dir.

Meines Herzens Baarschaft leg' ich

Jedem Schelm nicht vor:

Nur dein Siegel und dein Zeichen

Wahrt des Schatzes Thor.

Süsser Reiter! Welcher holden

Puppe bist du gleich!

Selbst des Himmels Pferd gehorchet

Deiner Peitsche Streich.

Strauchelt schon des Himmels Gaukler,

Was soll ich erst thun

Bei den Listen, die dir Schlauem

In der Tasche ruh'n?

Selbst der Himmel eilt zum Tanze,

Wenn dein Lied erklang:

Denn Hafisens süsse Verse

Tönet dein Gesang.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 53-55.
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