2.

Bei Schědschā', des Königs, Hofe

Der der Erde Glanz verleiht,

Schwör' ich es: Um Geld und Ehren

Bin mit Niemand ich in Streit.

Bringe Wein weil, wenn die Sonne

Ihre helle Fackel schwingt,

Auch der Segen ihrer Strahlen

In des Armen Hütte dringt.

Eine Flasche und ein Zechfreund

G'nügen mir in dieser Welt,

Weil bei And'rem nur Zerstreuung

Und nur Kopfweh mich befällt.

Weiser, geh' und gib dies Mitleid

Für ein Glas voll Weines hin,

Weil ich Unterthan und Sclave,

Und nicht Herr und Kaiser bin.

Aus dem Bethaus in die Schenke

Weist den Weg die Liebe mir:

Nun der Trinkgenoss erschienen,

Freundin Reue, scheiden wir.

Diese Zeit kauft Kunstsinn nimmer,

Und ich habe nichts als ihn:

D'rum, wo trag' ich diese Waare

Die nicht Absatz findet, hin?

Mich betrübt Hafisens Frömmeln

Und sein klösterliches Thun:

Stimm' die Saiten, singe Lieder:

Denn zum Reigen schreit' ich nun.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 149-151.
Lizenz:
Kategorien: