7.

Stets zerreiss' ich, gleich der Rose

– Weil's an deinen Duft mich mahnt –

Mir vom Kragen bis zum Saume

An dem Leibe das Gewand.

Deinen Leib erblickt' die Rose,

Und im Garten schien sie nun

Sich das Kleid vom Leib zu reissen,

Wie es die Berauschten thun.

Schwer entzieh' ich meine Seele

Deiner Hand, der Quälerin;

Du hingegen, du vermochtest

Leicht das Herz mir zu entzieh'n.

Auf die Rede schnöder Feinde

Wandtest du dich ab vom Freund;

Werde nie ein Mensch hienieden

Seinem Freunde so zum Feind!

Mache nicht dass, herzverbrennend,

Meiner Brust ein Seufzerhauch

Auf dieselbe Art entsteige

Wie dem Schornstein heisser Rauch!

Und dein Leib, so zart umhüllet,

Gleicht dem Wein im Glaspocal,

Und dir ruht das Herz im Busen

Wie in Silber harter Stahl.

Träufle, Kerze, aus dem Auge

Thränen, wie die Wolke thut.

Denn schon wurde klar dem Volke

Deines Herzens heisse Gluth!

Brich das Herz mir nicht in Stücke,

Wirf's nicht vor die Füsse gar:

Seinen Wohnsitz aufgeschlagen

Hat es ja in deinem Haar.

Da Hafis sein Herz gebunden

An dein Haar, mit treuem Sinn.

O so wirf auf gleiche Weise

Nicht zu deinen Füssen ihn!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 423-425.
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