Fünfundachtzigstes Kapitel.

Ein Frühstück bei Dallach.

[750] Es ist in der Luft eine Magie, die unsere Wissenschaft noch nicht erklärt hat; eine Kommunikation durch unfassbare Organe, welche die Begebenheiten verbinden. Unergründlich nannten unsere Väter eine Tiefe, die sie noch nicht ergründet; unfassbar hätten sie das Lichtbild genannt, wir lernten es fassen und festigen auf der Platte, und an Drahtseilen fliegt der Gedanke hunderte von Meilen in Sekundenschnelle, und drückt sich auf die Tafel in bunten Buchstaben, für jedes Auge lesbar. Dieses Lichtbild spiegelte sich auch schon vor den Augen unserer Väter, der Gedanke flog auch da mit derselben Schnelle, nur fassten sie ihn nicht, weil ihnen die Verbindungsmittel unbekannt waren; weil sie die Platten und die Drahtseile nicht sahen, tauften sie es Wunder. Alte Leute entsinnen sich, daß man in der Stille der Nacht nach dem 14. October vor Berlin auf der Erde die Schläge des Kanonendonners von Auerstädt hatte hören können. Von Andern sagt man, daß sie am folgenden Tage schon den Ausgang der Schlacht gewusst. Aufgeklärte meinten, das sei nur die Nachdröhnung gewesen von dem unglücklichen Gefecht von Saalfeld, die als Vorahnung gespukt.

Nicht Alle waren es, es waren nur Wenige, darunter zwei, die wir kennen. Der Rath Fuchsius konnte in der Nacht nicht schlafen, seine Beängstigung ward gegen Morgen immer größer. Er horte die Kanonenschläge, sein Bett schien unter ihm zu zittern; wie fest er auch die Augen zudrückte, er sah immer wieder den hellen Schein, wie ein Nordlicht, das am äußersten Horizont aus der Erde quillt. Er zündete das Licht an und ergriff eine Lekture, es war ein Band des Shakespeare. Die Stelle aus Macbeth, die er aufschlug, war nicht geeignet, seine Träume zu beschwichtigen:


Die Nacht war stürmisch; wo wir schliefen, heul' es

Den Schlott herab; und wie man sagt, erscholl

Ein Wimmern in der Luft, ein Todesstöhnen,

Ein Prophezein in fürchterlichem Laut,

Von wildem Brand und gräflichen Geschichten,

Neu ausgebrütet einer Zeit des Leidens,

Der dunkle Vogel schrie die ganze Nacht durch:

Man sagt, die Erde bebte fieberkrank.


Er sah die Schlacht, die meilenweit sich dehnende, mit ihren wankenden und wogenden Linien, den dampfenden Batterieen, den Kavallerieattaquen, und so gewiß er das Herz unter der Brust pochen hörte, so centnerschwer drückte ihn eine Gewißheit – daß er nichts Frohes sah.[750]

Um den fürchterlichen Alp los zu werden, zündete er noch ein Licht an und begrub sich unter seinen Akten. Auch aus diesen Bergen stiegen Dünste, tiefe Schachte öffneten sich, deren Ende er nicht sah, und Sphinxe lagerten sich vor dem Eingang.

»Ein Weib, das selbst eine Sphinx ist,« rief er, sich im Armsessel zurücklehnend, »und der Oedipus will nicht erscheinen. Die Thatsache liegt nackt da, und alle Bezüge, Fäden, die zu einem Motiv führen, plötzlich abgeschnitten!«

Er blätterte weiter in einem Konvolut. Es waren Privatkorrespondenzen der gefangenen Geheimräthin: »Welcher Verstand! welche klare Erwägung der Verhältnisse, welche ruhige treffende Beobachtung im Urtheil über Personen! Und nirgends nur ein Wink von auswärts her! Alle ihre Verbindungen bestehen die Probe. Und vor allem dieser!« Er überlas noch einmal die Billette, welche Wandel an die Lupinus gerichtet, und die mit ihrer ganzen Korrespondenz zu den Akten genommen waren.

Er fuhr, wie ein Unzufriedener mit sich selbst, mit beiden Händen über das Gesicht: »Wie ein Kriminalrichter sich in Acht nehmen muß, auch auf den dringendsten Verdacht hin, eine bestimmte Meinung zu fassen! Wie leicht verführt er sich, und wie schwer wird es ihm, dann wieder auf den richtigen Weg einzulenken! – War ich nicht schon innerlich überzeugt von der Identität jenes von der französischen Justiz verfolgten Aventuriers mit Herrn von Wandel! – Seine Verbindung mit meiner Giftmischerin erschien mir als ein nur zu deutlicher Fingerzeig! – Selbst die kecke Weise, wie er sich mir damals aufdrängte, konnte mich noch nicht ganz überzeugen. Man hat Beispiele – und er ist klug, sehr klug! – Aber diese Briefe an die Lupinus! – Der klarste Spiegel einer unbefangenen Seele, besser als er sich selbst darstellt. Er mag anderweitig – aber in dieser Sache ist er nicht implicirt. Nichts von Ostentation, Raffinement! Er schreibt wie ein welterfahrener Mann. Seine Rathschläge, wie vernünftig! Er warnt sie vor der Exaltation, ihr aufrichtiger Freund; anfänglich zwar scheint ein anderes Gefühl im Spiele, die Neigung steigert sich, aber dann dies allmälige Zurückfallen in den Ton der Achtung und des Respektes. – Schade, daß ihre Briefe fehlen! ja eine Ahnung von dem, was in ihr vorging, mag er gehabt haben, darum zog er sich zurück. Und soll ich es ihm als Verbrechen anrechnen, daß er sich jetzt Mühe giebt, eine von ihm hochverehrte Frau zu vertheidigen? – Als Kriminalist sollte ich es vielleicht, als Mensch kann ich es nicht.«

Fuchsius war an ein anderes Konvolut, das auf einem Nebentisch lag, getreten. Es waren französische Akten, er nahm eine Silhouette heraus und hielt sie ans Licht: »Und was bedeutete[751] die Aehnlichkeit eines Schattenbildes mit einem lebendigen Menschen, wenn sie zu entdecken wäre! – Und dann, wie vieler Jahre Staub hat an diesen Papieren gezehrt! – Uebrigens –« sagte er mit wehmüthigem Lächeln – »muß man die Gefälligkeit der französischen Behörden bewundern. Daß wir in einem Kampf auf Leben und Tod sind, in einem Kriege, der sie verpflichtet, Tausende und aber Tausende der Unsern umzubringen, hindert sie nicht, uns in unserm köstlichen Rechte beizustehen, damit wir ja nicht fehl gehen, ein uns verfallenes Justizopfer, und wäre es auch aus ihren Reihen, zum Tode zu fangen! Welche Zuvorkommenheit! Es war Laforest's letzter Akt hier, unserm Kanzler die Akten aus Paris zu kommuniciren. Eine schöne Sache um das Band der Civilisation! Die Revolutionen, die große Verbrecher krönen, retten die kleinen nicht vorm Galgen. Die ganze Welt wird für ihn zum Netz und ein Verbrecher findet in keinem Staat und keinem Volke mehr ein Asyl!«

Er war ans Fenster getreten. Als er nach den Sternen ausschaute, sah er einen fernen Lichtschein. Es kam aus einem Hoffenster in einer jenseits gelegenen Straße. Er kannte die Straße, das Haus, das Fenster. Hier wohnte der Legationsrath. Das Fenster gehörte zu seiner Küche, die Küche diente ihm zum Laboratorium. Was konnte Wandel so früh hier zu schaffen haben? Er war ein Nachtschwärmer; er experimentirte nie anders als bei Tageslicht, hatte er selbst zu Fuchsius gesagt. Was präparirte er jetzt? Es war zwischen drei und vier. Und das Licht verschwand nicht. Gedanken durchzuckten ihn in rascher Folge. Was kann er in dieser Nachtstunde experimentiren? Warum die Heimlichkeit? Warum hat er, bei aller Offenherzigkeit in andern Dingen, Niemand klaren Wein über seine Vermögensverhältnisse eingeschenkt? Warum schweigt über ihn der alte van Asten, der einmal merken ließ, daß er etwas wisse, und jetzt behauptet, daß er nichts weiß? Er hatte Wechsel von ihm in der Hand! – Wechsel! Fuchsius sah Wandel schreiben. Er rieb sich wieder die Stirn. Plötzlich saß er am Tisch und wühlte in den französischen Akten. In einem kleinen vergilbten Handbillet verfolgte er mit dem Auge und mit dem Finger die Buchstaben. Ebenso rasch riß er das vorige Aktenstück herbei, und verglich Wort um Wort, es schien Buchstabe um Buchstabe. Es war ein französisch geschriebenes Billet Wandels an die Lupinus: »Welche täuschende Waffe die Aehnlichkeit der Schriftzüge! Wie man auch da sich in Acht nehmen muß!« Aber plötzlich vergrößerten sich seine Augen, sein Mund öffnete sich – ein, zwei – drei Worte – nicht nur die Schriftzüge der Buchstaben, die Schleifzüge, die Abbreviaturen waren dieselben, auch die ungewöhnliche Orthographie.

»Florestan Vansitter!« rief er aufstehend, und es schien, als fröstele ihn. Er warf einen Blick in den Spiegel, sein Auge[752] glänzte ihm entgegen, ein Glanz, den man der Freude beimisst. »Pfui,« entfuhr es seinen Lippen. »Ist das nicht die kannibalische Lust des Menschenfressers, wenn er sein Opfer auf Schußweite erblickt! O du Mantel der Humanität, der uns so schön sitzt, aus welchen Mondscheinspinnefäden bist du gewebt!«

Als er sich angekleidet und der graue Tag schon durch die Fensterscheiben blickte, stand ein junger Mensch in unansehnlicher Kleidung vor dem Rathe. »Nichts von Wichtigkeit,« antwortete der Eingetretene auf eine Frage des Rathes. »Ihr Benehmen im Gefängniß bleibt dasselbe. Sie ließ den Hofrath Heim, der ihr die Wahrheit sagte, anlaufen und verbat sich seine fernere Theilnahme.« – »Sie kennen wir« , entgegnete Fuchsius, »aber mein Auftrag war, daß Sie auf alle Ereignisse und Bewegungen in dem Kreise Acht hätten, dem sie bis jetzt angehört. Was haben sie da beobachtet, Eckard?« – »Nicht das Geringste, was zur Sache gehört,« erwiderte Eckard mit einiger Selbstzufriedenheit. »Ob es dazu gehört, werde ich beurtheilen. Was macht ihr Schwager?« – »Er wird sich doch nicht freuen, daß er pensionirt ist. Der Auszug aus seiner Amtswohnung in der Voigtei liegt ihm noch in den Gliedern. Er spuckt. Neulich in der Weinstube bei Sala Tarone ließ er einen Witz los. Sie haben darüber gelacht. Das passirt ihm jetzt selten,« – »Welchen?« – »Damals, als er wirklich eine Bêtise begangen, sagte er, nämlich mit den Gefangenen, sei er mit blauem Aug' davongekommen, und jetzt müsse er büßen, wo er unschuldig sei wie ein neugeboren Kind. Er hätte doch seinem Bruder nie was zu trinken gegeben. Nun müsse er aus Haus und Brod, bloß weil es sich nicht schicke, daß er der Kerkermeister seiner Schwägerin würde.« – »Die Justiz ist blind, trifft aber in der Regel doch am rechten Fleck. Noch etwas von ihm?« – »Er heirathet sie. Das ist abgemacht. Im Dom ist schon die Trauung bestellt.« – »Aus Depit, daß er die Voigtei verlor?« – »Nun ja! Er sagt aber, weil er das Heulen der Charlotte nicht länger aushalten können. Das ist wahr, ihr Wachtmeister ist bei Saalfeld niedergehauen, als er den Prinzen raushauen wollte.« – »Was ist denn nicht wahr?« – »Daß der Major Stier von Dohleneck auch da geblieben wäre. Der ist nur blessirt vom Pferde gefallen. Sie haben ihn splitternackt ausgezogen, dann gefangen genommen, dann hat er ihnen sein Ehrenwort geben müssen, und so kommt er retour nach Berlin. Die Baroneß Eitelbach weiß es nur noch nicht; sie geht schwarz.«

Der Vigilant musste sehr genau, auch mit den inneren Familienverhältnissen, vertraut sein. Ein flüchtiges Lächeln ging über die Lippen des Rathes. »Was macht Geheimrath Bovillard?« – »Sieht schon wie eine Leiche aus. Larirt einen Tag um den[753] andern; zur Abwechselung nimmt er auch Vomissements. Der Legationsrath Wandel sagt, wenn er so fortführe, würde es ihm ans Leben gehen. Es sei kein Spaß damit. Die Ruhr geht ohnedies bei der Witterung um, und die Werderschen bringen unreifes Obst. Man wisse aber garnicht, was noch daraus werden könne, denn die Ruhr könne noch was ganz Anderes sein, woran jetzt kein Mensch denkt.« Fuchsius hatte nur auf den einen Namen Acht gegeben: »Läßt der Legationsrath sich viel beim Kranken sehn?« – »Nicht eben. Er steckt ja fast immer bei der Braunbiegler. Auch mit dem Baron Eitelbach hat er viel zu schaffen. Der mag ihn nicht; aber er läßt ihn nicht los. Besonders wenn er in der Fabrik ist, da spricht er in allen Dingen mit.« Der Baron sagte: »wenn er mal in den Farbekessel fiele, dann wäre auch nichts verdorben, als die Farbe.« – »Eckard!« Der Rath zog ihn in den Winkel, als könnte die Luft hören, was er ihm zu sagen hatte. Er schloß: »Von jetzt ab vigiliren Sie auf ihn, Schritt und Tritt. Sie lassen ihn keinen Moment aus dem Auge, wo er hingeht, an wen er Briefe abschickt, von wo er Briefe empfängt, und wo möglich sehen Sie durch seine Wände.«

Auch der Legationsrath konnte in der Nacht nicht schlafen, auch er hörte den Kanonendonner, auch unter ihm zitterte das Bett, der Himmel leuchtete, er sah die Bataillelinien hin und her schwanken und war aufgesprungen, um Herr zu werden seiner Sinne.

Er zündete eine chemisch präparirte Kerze an, welche einen besonders hellen Schein warf, und trat, was er wirklich selten bei Nacht that, in sein Laboratorium. Alles, wie er es am Abend verlassen, dort hingen die Bilder, da das Gerippe, die Retorten, Kolben, Tiegel auf dem Heerde; einige kleine Fläschchen, auf die sein Auge zuerst fiel, standen wie zur Abkühlung am Fenster. Er hielt den Athem an, wie um zu horchen. Es bewegte sich außer ihm etwas. Er biß sich in die Lippen: Thorheit! es ist die aufgeregte Phantasie!

Da bewegte sich das Gerippe sichtlich, ein schrillender Ton kam aus der Mundhöhlung, es rauschte etwas heraus, es wehte durch die Luft und das Licht erlosch. Wandel sank nicht zu Boden, aber er presste den Leuchter so fest, daß das Metall eingebogen war, der Todtenschweiß, der von seiner Stirn tropfte, hatte ihn aus seinem Starrkrampf geweckt.

»Von einem Nachtvogel sich erschrecken lassen, der in seiner Angst durch den Schornstein eindrang!« rief er, nachdem er mittelst eines chemischen Feuerzeuges das Licht wieder angezündet. »Flattre nur, Unhold, Du bist kein Leben, und lügst keines mehr der schönen Hülle an. Es giebt keine Geister, nur Spuk, den, den die Schwäche[754] unserer Nerven gebiert. Aber ein Spuk und eine Verhöhnung unserer Kraft, daß wir uns zumeist von Denen in Angst setzen lassen, die selbst vor Angst aus sich herausgehen.« Aber weshalb war er hier? Um mit den Gespenstern, an die er nicht glaubte, eine Lanze zu brechen? – Warum hatte ihn die Dröhnung des Kannonendonners, warum das Phantasma der Schlacht aufgeschreckt? Berührte ihn der Ausgang, welcher es sei? – »Doch!« rief er plötzlich. »Das ist der Vortheil jener chaotischen Katastrophen, welche die kleine Menschenwelt und ihre Ameisenhaufen, Staat und Gesellschaft genannt, durcheinander werfen, daß wir uns da frei fühlen. Wo das Haus über ihren Köpfen zusammenbricht, merken sie nicht das Insekt, das sie sticht. – Die Kerker öffnen sich – vielleicht! Es wird vergessen, Alles – nein, doch Vieles – auch das? – Vielleicht.« Er nahm die Fläschchen, hielt sie gegen das Licht und that sie dann in ein Etui »So viele Arbeit um – eine Bagatell. Ich ging doch an schwerere mit leichterm Muth, fast im elastischen Tänzerschritt. Aber der alte Asten hatte Recht. Die Polypragmosyne hat mir Schaden gethan. Das erste Gesetz lautet: nicht zu Vieles im Aug! Dies Abwägen verwirrt und schwächt unsere Sehkraft. Rasch drauf los. Die Weisheit unserer Väter: Frisch gewagt, halb gewonnen! Es ist eine ewige alte Fabel vom Hunde und dem Fleisch, und doch, wer wehrt sich vor dem Blendwerk, daß ihn das große Bild im Wasser verlockt. Und das: Morgen, morgen, nur nicht heute – wie viel kühnen Entschlüssen brach es den Hals.« Und doch schien er selbst durch hervorgezogene Sprüchwörterphilosophie entweder sich Muth einzusprechen, oder sich immer noch einen Aufschub abzulisten. Er packte die Fläschchen aus, um zu sehen, ob sie auch eingewickelt, waren. Er befühlte auch Gegenstände, die er nicht mitnehmen wollte. Es war so heiß in der Küche, ob von der eingeschlossenen Luft oder von seiner inneren Hitze? Schon hatte er die Thür in der Hand, als er zurückkehrte. Ihm fiel ein, daß er auch auf die schlimmste Eventualität sich waffnen müsse. »Sie dürfen auch nicht das finden, was sie bei der Lupinus gefunden.« Er musste schon vorgearbeitet haben. Nur aus einem Tiegel schabte er vorsichtig den Bodensatz und warf ihn in den Abzugsgraben. Dann streute er verschiedenen Farbenpuder verschwenderisch umher. Die Küche bekam dadurch einen Wohlgeruch: »In meinen Schminkpräparaten mögen sie meine Arkane entdecken.«

Dann näherte er sich dem Gerippe: »Wieder eifersüchtig? Gieb mir die Hand, Angelika.« Sie gab sie ihm, aber schüttelte er so heftig, oder war der Wandnagel lose? Das Knochenweib stürzte herab. Wir wissen nicht, ob er geschaudert, doch schnell hatte er sich und das Gerippe gefasst: »Das hätte ein böser Fall[755] werden können, wie damals, als Du vom Pferde sprangst und ich Dich auffing. Du nanntest mich Deinen Lebensretter. Ja, ein theurer ward ich Dir. Zwei Mal für das eine Bischen Rettung nahm ich Dein Leben. Ihr armen jungen Weiber! Mit Eurem warmen Blut und leichten Sinn seid Ihr nun einmal vom Fatum destinirt, in unsere Netze zu flattern. Hier lernte ich Klügere, Kältere kennen, die auch denken, sogar berechnen konnten. Das war Euch unmöglich. Und doch weiß ich nicht, ob Ihr nicht die Glücklicheren seid. Ihr nipptet und dann schlürftet Ihr die Wonne des Lebens in vollen Zügen. Dann – mit einem Mal – war es aus! Aber jetzt – jetzt – mach' mir das Leben nicht schwer. Du könntest hier an der Wand in einem unbedachten Augenblick plaudern. Dort im Kasten bist Du nicht gefährlich, Du bist ein Präparat, eine anatomische Studie. Ruhe da sanft, und was würdest Du sagen, Liebchen, wenn ich Dir über Jahr und Tag eine Gesellschafterin zulegte? Schön und groß wie Du, aber etwas dumm. Was thut das? Sie wird Dich nicht langweilen. Sie ist stumm wie Du. Und wenn Ihr Beide dann friedlich neben einander ruht, sieh, den Trost gebe ich Dir, bei Dir wird mein Sinnen bleiben, wir werden nach wie vor kosen, bei Dir werde ich mir Rathes erholen, Du wirst mich verstehen. Die Andere ist eine Gliederpuppe, jetzt gelenkig, dann wie Du, aber Deine Folie. Adieu, mein Herz!«

Und wer behauptet, daß seines nicht doch schlug, daß der kalte, grässliche Hohn auf seinen Lippen nicht nur der Mantel war, der die Natterstiche, das konvulsivische Aechzen, die Qualen, die keinen Namen haben, bedecken sollte? Nicht täglich, wie er der Lupinus log, drückte er das Gerippe an seine Brust. Es waren nur die fürchterlichsten Momente, wo er Kraft bedurfte, und er konnte sie in sich nicht finden. Wer sah den Angstschweiß auf seiner Stirn, wer, wie die Kniee wankten, wie er sich an das Treppengeländer hielt, als er herunter stieg. Es war ein saurer Gang. Warum? das wusste er sich nicht zu sagen. Er hatte schon viele Gänge der Art gemacht.

Aber draußen sah man ihm nichts davon an. Wie der Hahn, um die Witterung anzukrähen, schlürfte er sie ein. Die Luft war grau, regenhaltig, eine bange Stimmung, wie sie einem großen Unglück vorangeht. Der Tausendkünstler hatte schnell die Physiognomie sich angeeignet. Wo fand er nicht auf der Straße Bekannte! Wo sah man sich nicht ängstlich an, hatte sich trübe Nachrichten, bange Ahnungen mitzutheilen. Schon wandelten Frauengestalten in Trauer, die frühe Nachwirkung des Gefechtes von Saalfeld.

Der Baron Eitelbach ging zur Börse. Er ward unterwegs von Mehreren angesprochen. Man kondolirte ihm. »Wie nahm sie's auf?« – »Ich kann wohl sagen, sie deployirt eine große Seelenstärke.«[756] – »Ist's denn auch ganz gewiß?« – »Na, warum denn nicht? Sein Neveu, der Wolfskehl, hat ihn selbst vom Pferde hauen sehen; er hat's hergeschrieben.«

Der Legationsrath trat in dem Augenblick an die Gruppe, und es war der vollste Ausdruck inniger Theilnahme, mit der er dem Baron die Hand drückte: »Sie sind ein Mann.« Er zog ihn etwas bei Seite. »Und sie ist eine Frau, die durch Leiden geadelt wird. Ich bin überzeugt, daß dies Unglück den wahren Bund Ihrer Seelen nur fester schlingen wird. Es ist schön, es ist edel – ich sage nicht groß von Ihnen, daß Sie ihre Empfindungen durch solche Theilnahme ehren.« –

Als noch Jemand an die Gruppe getreten, war der Legationsrath plötzlich fortgesprungen. Fuchsius sah ihm verwundert nach, aber noch verwundeter sah er dem zu, was Wandel begann. Er unterhandelte mit einer Obsthökerin. Er zog die Börse und schien eine ahnsehnliche Summe ihr in die Hand zu drücken. Dann nahm er plötzlich die Körbe mit Birnen und Pflaumen, den ganzen Vorrath der Händlerin, und warf ihn in einen der tiefen Rinnsteine, die den ganzen schwimmenden Vorrath alsbald in ein Abzugsloch trieben. Die Straßenjugend jubelte, Andere jubelten nicht, sie schimpften auf den vornehmen Herren, der so mit Gottes Gabe umgehe; statt armen Leuten sie zu schenken, verderbe er sie. Es gab einen kleinen Auflauf, aus welchem Wandel sich nur mit einiger Mühe losmachte. Die Herren in der Gruppe hatten zwar mit Verwunderung zugesehen, doch ahnten sie die Aufklärung. Wahrscheinlich war das Obst unreif, oder der Legationsrath hielt es dafür. Er hatte schon an mehreren Orten von der unverzeihlichen Nachlässigkeit der Polizei gesprochen, daß sie solchen Verkauf zulasse, wo die Ruhr in der Stadt grassire, man wisse ja nicht, was noch daraus entstehe. »Ihre Intention in Ehren.« sagte Jemand zu dem Zurückkehrenden, »in dieser allgemeinen Kalamität ist es aber nicht recht, Anlaß zum Skandal zu geben. Das Volk ist ohnedem aufsässig.« – »Und was helfen zwei Körbe weniger!« – »Sie haben vollkommen Recht, meine Herren,« sagte Wandel, »doch wer ist Herr über seine Impulse! Zudem sehe ich ein Gespenst, welches mir fürchterlicher dünkt als alle Kriegskalamitäten, die uns noch drohen mögen. Noch ist es nicht hier, aber es wogt aus dem fernen Asien herüber, eine Pest, gegen die der schwarze Tod, das gelbe Fieber, und was sonst den Namen führte, unbedeutend erscheinen werden. Eine Krankheit, die ganze Ortschaften, Landstriche hinrafft, entwickelt sich in dem britischen Indien. Die englischen Aerzte geben entsetzliche Schilderungen und behaupten, daß sie ihren Siegerzug durch die ganze Welt halten werde. Sie nennen sie Cholera morbus, und was das Schrecklichste, es ist kein ärztliches Mittel dagegen zu[757] entdecken. Sie fängt mit Vomiren an, heftiger Dyssenterie, dies steigert sich in wenigen Stunden bis zum Tode. Der geringste Diätfehler, namentlich der Genuß von unreifem, ja, selbst von reifem Obst ruft sie hervor. Ich kann Ihnen meine Besorgniß nicht verhehlen, ich hörte durch Selle vorhin von Fällen, die mich fürchten machen, daß sie schon in den Ringmauern von Berlin ist. – Ich bitte, lassen Sie sich nicht ängstlich machen, meine Herren, aber hüten Sie sich ja vor jeder Erkältung, vor Obstgenuß. Ja, ja, meine Herren, wir wissen alle nicht, was uns bevorsteht, und welche neue Wendung das Schicksal nimmt. Wo diese Krankheit grassirt, hört der Krieg von selbst auf. – Sie fühlen sich doch nicht unwohl, liebster Baron, Sie fassen sich an den Magen?«

Der Baron hatte Melonen gegessen. Die Gesichter einiger Andern verriethen die Nachwirkung einer zu lebhaften Schilderung. Da erst erblickte Wandel den Rath Fuchsius. Er ergriff seine Hand: »Ach, mein werthester Freund! Vorsicht, Vorsicht, meine Herren, weiter nichts! A propos, was macht denn unser Freund Bovillard? Ich sah ihn seit vorgestern nicht.«

Der Rath zuckte die Achseln: »Durch seine Selbstkur –«

»Thut er Buße,« fiel der Baron ein, für die Gänseleberpasteten und Trüffelwürste, um die er seine Nebenmenschen übervortheilt hat. »Es hat Einer ausgerechnet, was er in seinem Leben verschlungen hat – die Summe ist gar nicht auszusprechen.«

»Ich bin sehr um ihn besorgt,« sagte Wandel, den Kopf schüttelnd. »Die fixe Idee kehrt immer wieder. Und sonst die Raison selbst! Bestätigt sich noch das grässliche Gerücht, daß sein Sohn gefangen und als Spion – das Leben verloren hat – so gebe ich auch den edlen Mann verloren. Heim will es nicht Wort haben, aber – glauben Sie mir –« sprach er, Fuchsius bei Seite ziehend, »das sind schon die veritablen Symptome der Cholera. Ach, mein Gott,« sprach er, seine Hand drückend, »theuerster Freund, was macht denn unsere Freundin?«

»Sie wird mit der Rücksicht behandelt, die ihre Bildung beansprucht.« – »Davon bin ich bei solchem Inquisitor überzeugt. Aber noch kein Geständniß, keine Regung des Gewissens?« – »Stolz, fest, starr wie immer.« – »Dann bin ich von ihrer Unschuld überzeugt. Jedes Weib verräth sich, wenn der rechte Inquirent zu ihrem Gefühle spricht.« – »Dieser Ausspruch des vollendetsten Weiberkenners sollte auch mir Beruhigung geben.« – »Nein, nein, inquiriren Sie, scharf und schärfer, nehmen Sie sie ins Gebet, wie ich jetzt meinen Baron. Er will noch nichts davon wissen, er ist ein starrer Anhänger des Alten, der gute Eitelbach, aber bei einer Flasche Burgunder hoffe ich es ihm einleuchtend zu machen, denn er ist doch ein guter Patriot –« »Was?« – »Daß wir[758] unpatriotisch, unverantwortlich handeln, wenn wir nach wie vor unser Tuch mit Indigo färben. Wozu den Engländern den Gewinnst gönnen, wenn wir das Blau im Lande haben?« – »Wollen Sie die Uniformen in Berliner Blau tauchen?« – »Kein Scherz. Die Mark producirt seit alter Zeit einen Färbestoff in ihrer Waidpflanze, welcher bis zur Entdeckung der Schifffahrt nach Ostindien nicht nur für das Bedürfniß ausreichte, sondern für Brandenburg zum ergiebigsten Handelsartikel ward. Da verließ man die Produktion, natürlich, weil der Indigo wohlfeiler, besser präparirt war. Jetzt, durch die Kriegsverhältnisse, ist er nicht mehr wohlfeil, durch Sperrung der Schifffahrt kann er uns sogar ganz abgeschnitten werden, es ist also Aufgabe der Industrie, ein Surrogat zu finden, welches in diesem Falle schon vor uns liegt. Ich wage zu behaupten, der Indigo ist jetzt nichts gegen den Waid. Im Ernst, die Sache verdient Aufmerksamkeit. Uns in jeder Beziehung unabhängig vom Auslande zu machen, ist, dünkt mich, die erste Aufgabe jedes Patrioten. Bester Rath, beehren Sie uns mit ihrer Gegenwart bei Dallach, und helfen Sie nur unsern Baron von seinem eigenen Vortheil überzeugen.«

Fuchsius war vermuthlich der Ansicht, daß es für einen Patrioten in dem Augenblick näher liegende Aufgaben gebe, als die Blaufärberei; er lehnte die Einladung ab. Auch der Baron schien nur ungern vom Arm des Legationsrathes fortgerissen zu werden. »Aßen Sie viel Melone?« hörte man im Abgehen Wandel zum Baron sagen. »So springen wir vorher bei Selle an; er verschreibt Ihnen eine kleine Magenstärkung.« Die Zurückbleibenden hörten nicht die Antwort, sie haben den Baron nicht wieder gesehen.

Die Indigo- und Waid-Angelegenheit schien diesen um so weniger zu interessiren, je mehr der Legationsrath in ein wahres Feuer der Begeisterung gerieth. Auf dem Frühstücktisch, in einem separaten Zimmer der Restauration gedeckt, nahmen die Proben Tuch, mit Indigo und Waid gefärbt, und die Fläschchen mit Färbesaft fast mehr Platz ein, als die Teller und Flaschen aus Herrn Dallachs Keller.

»Alles ganz schön,« sagte der Baron, »wenn nur –« »In Gedanken! Was ist's?« – »Wenn wir überhaupt noch blaues Tuch brauchen!« – »Was, Sie Patriot und verzweifeln! Was wollen Sie da am Fenster?« – »Ich dachte, wenn es ein Courier wäre.« »Wir sind unter uns, Patrioten Beide. Hören Sie, liebster Baron, und wenn's denn wäre, Tuch brauchen sie, so lange die Welt steht. Ist's nicht blaues, dann grünes –« »Und wenn wir französisch würden?« – »Changiren wir nur etwas das Blau. – Qu'importe! Der Weltbürger ist auch ein Patriot. Aber Sie trinken nicht. Schmeckt Ihnen der Burgunder nicht?« – »Das könnte ich Ihnen[759] wiedergeben.« – »Ich bin etwas trunken, nicht vom Wein; aber ich möchte heut aller Welt um den Hals fallen. Mir ist, als stände mir etwas Erfreuliches bevor.«

Herr Dallach war eingetreten und erlaubte sich, seinen Stammgästen eine Prise zu offeriren: »Herr Baron sehn etwas angegriffen aus. Ihnen ist doch wohl?« – »Es wird vorübergehen« sagte Eitelbach. »Er ist ein Anglomane, will an seinem Indigo festhalten, da sehn Sie, Dallach, das ist mit Waid gefärbt, wie ich Ihnen sagte – halten Sie's gegen's Licht – Der Baron krümmt es sich einzugestehen, das passirt so obstinaten Leuten. Aber was Teufel, Eitelbach! hätte er sich beinah vergriffen und aus der Färbeflasche eingeschenkt.«

»In der Stadt ist man sehr unruhig.« sagte Dallach. »Niemand weiß recht was, aber es sollen beunruhigende Nachrichten eingelaufen sein.« – »Pah! nichts von Politik. – Herzensmann. Sie essen zu viel Kompott! Nach der Melone, Vorsicht! Vorsicht! Das merken Sie sich auch, Herr Dallach, nicht zu viel Obst Ihren Gästen, Sie haben es zu verantworten. Schicken Sie uns Portwein, der wird dem Magen des Barons gutthun.«

Ein Zeichen für Herren Dallach, sich zu entfernen. Auch der Baron war einen Augenblick aufgestanden und wiedergekommen. Der Portwein schien ihm wohlzuthun. Und doch saß er wieder in sich versunken. Es war nicht seine Art: »Eine niederträchtige Geschichte. Denken Sie sich, der Schmeckedanz, der Kerl auf dem Mühlendamm – ein verfluchter Jude –« »Hat doch nicht Wechsel auf Baron Eitelbach?« – »Aber Dohlenecks Wechsel aufgekauft, Gott weiß wie. – Und nun der todt ist –« »Bravo! kann er sich Fidibus davon machen.« – »Nein, er schickt sie meiner Frau.« –»O, das ist zum Todtlachen.« – »Nein, zum Einlösen.« – »Ist der Kerl verrückt?« – »Wenn nur nicht ein Brief dabei wäre –« »Von wem?« – »Vom todten Rittmeister, ich meine, vom Major Dohleneck.« – »Schreiben die Todten wieder Briefe?« – »Nein, eh' er ausmarschirte. Solch ein Galimathias. Wenn er fiele, sollt' er sich nur an meine Frau wenden, die sei so sterblich in ihn verliebt, daß sie seine Ehre auch nach dem Tode nicht sitzen ließe. Bei Lebzeiten hätte er sie können um den Finger wickeln, und sie hätte gehörig blechen müssen. Und wenn sie nach seinem Tode nicht zahlen wollte, so –« »Schnell noch ein Glas Port. Ich kann mir denken, wie die Niederträchtigkeit Sie afficirt.«

Der Baron saß zurückgelehnt auf dem Stuhl, leichenblaß. »Die Erzählung hat Sie angegriffen. Hoffentlich hat der Jude nicht die Effronterie gehabt, Ihrer Frau Gemahlin den Brief zu schicken.« – »Hat's! Das ist es eben.« – »O pfui! Sind Sie auch sicher, daß der Brief wirklich von Dohleneck ist? Ich hielt ihn[760] für sehr beschränkt, aber ehrlich.« – »Das ist's eben – darüber heult sie mehr, als daß er todt ist.« – »Gemeine Seelen! – Nun hat sie ihn kennen gelernt. – Sie hat doch den Brief in gerechtem Zorn zerrissen und die Wechsel auch?« – »Nein – sie will sie auslösen – sie ist obstinat. Ich soll's aus ihrem –« »O, das müssen wir hindern – auf der Stelle – wir wollen zu ihr – Was ist Ihnen?« –

Der Baron stürzte hinaus. Er kam nach einer Weile, von einem Kellner geführt, wieder herein. Wandel schien die Verwandlung auf seinem Gesicht nicht zu bemerken; in solcher Agitation ging er im Zimmer auf und ab: »Ich kann's mir denken – ihren Seelenzustand! Sie verachtet ihn. Und doch, sie will sich dadurch an ihm rächen, daß sie seine Manen beschämt. Das soll das letzte Opfer sein, was sie aus ewig von ihm scheidet. O, dort in jener Ewigkeit – mit welchem stolzen, vernichtenden Blicke wird sie ihm entgegentreten –«

Der Baron hörte nichts davon, er konnte nichts davon hören. Der Legationsrath that einen Schrei – er riß die Thüren auf. Herr Dallach und die Kellner, die hereintraten, sahen die liebende Theilnahme, mit welcher Wandel dem Erkrankten den Kopf hielt. »Ein Arzt!« – »Ein Wagen!« – »Die verdammte Melone! Habe ich ihn nicht gewarnt?«

Herr Dallach reichte dem Kranken wieder ein Glas Portwein. Er wehrte es mit der Hand ab, Wandel schenkte ihm ein Glas Wasser ein. Er athmete wieder auf. »Ach, das Wasser,« sagte Wandel, »wenn die Aerzte erst seine wunderbare Heilkraft ganz kennten! – Jetzt nur frische Luft!«

Es kam kein Arzt, kein Wagen. »Die Stadt ist in Verwirrung.« »Würden Sie sich stark finden, theuerster Baron, zu Fuß nach Ihrer Wohnung – ich führe Sie.« Der Baron war aufgestanden: »Es wird gehen, es wird schon besser werden. Ich erhole mich.« – »Die verfluchte Melone!« knirschte Wandel und stampfte; er stülpte den Hut auf. Er zog den Wirth noch ein Mal bei Seile: »Herr Dallach, habe ich's nicht gesagt? O, es wird noch ärger kommen. Wir können uns gratuliren.« – »Was ist denn, Herr Legationsrath?« – »Die Cholera!« schrie er ihm ins Ohr. »Ein Anfall der asiatischen Cholera morbus! Und der Leichtsinn! Aber still, liebster Dallach, erschrecken Sie nicht Ihre Gäste; wir werden bald mehr hören.«[761]

Quelle:
Willibald Alexis: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Vaterländische Romane, Berlin: Otto Janke, 4[1881], Band 7, S. 750-762.
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Hänsel und Gretel. Märchenspiel in drei Bildern

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1858 in Siegburg geboren, schreibt Adelheit Wette 1890 zum Vergnügen das Märchenspiel »Hänsel und Gretel«. Daraus entsteht die Idee, ihr Bruder, der Komponist Engelbert Humperdinck, könne einige Textstellen zu einem Singspiel für Wettes Töchter vertonen. Stattdessen entsteht eine ganze Oper, die am 23. Dezember 1893 am Weimarer Hoftheater uraufgeführt wird.

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Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

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