Der Ungeschickte

[302] Mein fast heiliger, genial bedürfnisloser, Besitz tödlich verachtender Bruder möchte die Frau dem Manne nachsichtslos unterjochen, um die Welt dadurch von dieser Seite aus wenigstens zu erlösen. Amen. Ja, aber welchem Manne, welchem?! Das weiß er nicht, darum kümmert sich dieser heilige Zelot nicht. Selbstverständlich nur Dem, der dieser Unterwerfung würdig ist! Wer aber ist würdig?! Fast Niemand. Wehrlosen Mädchen hält mein Bruder mit ganz rotem Kopfe und ein bißchen bereits hervorquellenden Augen schreckliche Strafpredigten wegen nichts und wieder nichts.[302]

Eine sagte einmal: »Regen Sie sich nicht so auf, es könnt' Ihnen schaden! Wem sollen wir uns religiös unterwerfen, Wem?!?«

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 302-303.
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Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]