Ideal-Komplimente

[162] »Wissen Sie, mein lieber Herr Peter, mit wem ich Sie am liebsten (bitte sehr!) vergleichen möchte?! Mit dem japanischen Maler Hokusai (sprich: Hoksai) vor 2000 Jahren! Er malte zum Beispiel zwei[162] Enten, und man sah trotzdem einen ganzen Sumpf mit wildem schnatterndem Geflügel! Wie er Das zusammenbrachte?! Nun, wie bringen Sie es zusammen, dieses ›pars pro toto‹?! Der ›Teil‹ für das ›Ganze‹?! Nun, mit etwas Gemüt und Intelligenz und Geschmack, nichts weiter!«


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»Mein lieber Peter, Alles kann man Ihnen nachsagen, aber weitschweifig sind Sie nicht!«


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»Sie, pardon, ein Dichter sollte sich doch nicht mit den ›reellen‹ Dingen dieses Lebens beschäftigen, Das tuen wir ja leider Alle selber! Was haben Sie mir dagegen, bitte, zu antworten?!«


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»Seitdem ich Ihre 50 Skizzen ›See-Ufer‹ gelesen habe, habe ich meinen geliebten Gmundener See intimer kennen gelernt, nicht nur oberflächlich wegen Rudern, Baden, und ›Hof-machen an der Esplanade‹!«


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Ich habe heute Vormittags zu meinem Freunde gesagt: »Lies zuerst die Bücher von Peter Altenberg, und dann werden wir ja weiter sehen, wie Du Dich entwickelst!


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Architekt Adolf Loos, Wien: »Peter, ich weiß nicht, ob ›Nachfechsung‹ gut oder miserabel ist, ich weiß nur, daß ich jetzt 10 Jahre lang keine modernen Bücher mehr zu lesen brauche. Ich bin nämlich orientiert!«

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 162-163.
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Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]