Sehr interessant

[221] Wie also ist ein Mensch eigentlich, der der »konventionellen Herde«, pfui, gegenüber ein wirklicher[221] urechter moderner Danton, Robespierre, ja sogar Marat ist, in seinen vier Wänden seines Zimmers, allein, entkleidet seines pathologischen Lebens-Fanatismus?!? Kommen ihm seine natürlichen Bedürfnisse nach Essen, Schlaf, Reinigung, Ruhe, Verdauen nicht unnötig-störend-unangenehm grotesk plötzlich vor?!? Welches Kompromiß kann der ›geistig-seelisch ewig Lodernde für Andere‹, in dieser Beziehung mit sich selbst und seinen kleinlichen, aber jedoch trotzdem unentrinnbaren lächerlichen Bedürfnissen schließen?!

Ganz einfach: Er hält seine irdische unentrinnbare Lebens-Maschinerie desto sorgfältiger instand, damit sie ihn in der Betätigung seiner geistig-seelischen Ideale für Andere nicht allzusehr behindere!

Quelle:
Altenberg, Peter: Mein Lebensabend. Berlin 1–81919, S. 221-222.
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Mein Lebensabend: [Reprint der Originalausgabe von 1919]