Complications

[315] Akolé, wie von Barbédienne Modellirte, in Bronze Gegossene, ein junger Mann aus reichem Hause möchte dich besitzen!

Einen kleinen goldenen Kamm, welchen er dir geschenkt hat, trägst du längst in deinen krausen Haaren!

In einer Equipage fährt er vor. Seine Mama trägt einen Hut aus französischen Veilchen und grüsst dich lächelnd, Akolé: »Ein ideales Moment wäre es vielleicht in Victor's Leben, Etwas, was ihn rettet vor. Keine Sprache spricht sie. Man hat[315] sie in seiner Gewalt. Uns gehört sie. Sie ist mir zugethan. Was wird sie sich wünschen?! Noch eine Glasperlen-Rivière und noch eine. Und einen seidenen Regenschirm und Seide überhaupt. Schwarz ist sie, nicht Jedermann's Geschmack, für Alle stumm. Keine Complications de l'âme. Ein ideales Moment dürfte sie sein in seinem Leben, eine Medizin der schlaffen erschöpften Seele, ein Tonicum. Jedesfalls Etwas Aussergewöhnliches, wie eine Reise in das Ausland oder das Militärjahr. Etwas Umwandelndes, Bewegung Bringendes, Etwas wie eine Episode aus dem Leben eines Künstlers, Dichters. Später freilich – –?!«

»Akolé – – –« sagt Ofolu Ahadjí, »misumo (ich liebe Dich) – – –.«

»Akolé – – –« sagt Peter A., »return to Akkrá – – –!«

»Akolé – – –!« sagt der junge Mann aus reichem Hause, der sie besitzen möchte à tout prix.

Die Mama sagt gar nichts, küsst das Mädchen zärtlich auf die Stirne – – –.

Quelle:
Peter Altenberg: Wie ich es sehe. Berlin 8–91914, S. 315-316.
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