Scena 3.

[12] PYRAMUS.

Je mehr mein lieb ich bergen wil,

Dass sie hinfort sol bleiben stil,

Je mehr sies heupt herausser steckt

Vnd wirt fast endtlich gar entdeckt.

Ich weiss nicht wie ichs machen Kan,

Dass ich die Thisben rede an.

In ihr hauss darff ich mich nicht machn,[12]

Den dass ist Schedtlich meiner sachn.

So Kunt mein Anschlag nicht furtgehn.

Ihr Eltern wurden auff sie sehn

Vnd han sie meh in besser hut.

Darumb ist dass mir gar nicht gut.

Wie sol ichs doch den fangen An?

Auffr gass ich / auch nicht Sprechen Kan,

Den wen ess iemandt wurde sehn,

Wurd vbr die gantze Stat balt gehn

Von vns ein gschrei all in gemein,

Dass wir so hettn geredet fein.

Dasselbe mir ist auch zugegn,

Drumb muss ichs lassen vnterwegn.

Sol ich den irgend auff sie wartn,

Wen sie ein mahl geht hinauss inn gartn?

Vnd sol sie den da reden An,

Welchs ich auch zwar nicht wol thun Kan,

Den mir daran diess manglen thut:

Ihr Mutter helt sie stets in hut,

Lest Sie nicht gehn hinauss allein,

Stets wil sie selbest bei ihr sein.

So wurd ich den gar wol bestehn,

Wen ich ihr wurd entgegen gehn.

Drumb weiss ich werlich ja nicht wol,

Wie ichs doch immer machen soll.

Ich meint der dreier Anschlag mein

Solt einer mir angangen sein.

Itzund ich aber wol erfahr,

Dass Keiner mir ist dienlich zwar.

Drumb weiss ich nun meh Keinen raht,

Dieweil mir diess gefehlet hat.

Derhalb will ich zu Gotte schrein,

Dass der mir wolt sein hulff verlejn.

So ich den nicht erlangen Kan,

So ist ess mit mir al gethan

Vnd muss dess Todtes endtlich sterbn.

Doch werd ich noch wol was erwerbn

Alhie in dieser Kammer mein.

Drumb wil ich auch stracks gehn hinein

Vnd bitten da den lieben Godt,

Dass er mir helff aus dieser noth.

Quelle:
Drei deutsche Pyramus-Thisbe-Spiele. Tübingen 1911, S. 12-13.
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