Scena 3.

[65] Sophia. Memphus. Justicolus. Nimrodus in reditu ex silva.


SOPHIA.

Nun hilff mir Godt, mir armen weib,

Vnd Tödte balt auch meinen leib.

Ich bin doch aller freud benomn,

Weil so mein Tochter ist vmbkomn.

MEMPHUS.

Ja werlich ist mein freud all hin,

Weil ich meins Sohns beraubet bin.

Ich wolt nun nicht daiegen Strebn,

Wen mich der Todt mucht bringn vom lebn.

JUSTICOLUS.

Wass hilffts euch doch dass ihr so Clagt,

Ihr wisst ich habs zuuor gesagt.

Ein Mensch sein Creutze billig tregt,

Welchs ihm von Gott wirt auffgelegt.

NIMRODUS.

Wir hörn euch zwar nicht vnrecht sagn,

Mit gdult soll man sein Creutze tragn,

Abr dennoch ist dass hertz vnss schwer,

Welchs vnss thut weh vnd plagt vns sehr.

JUSTICOLUS.

Weil euch dass Creutze plag an thut,

So ghört dazu ein fester muth,

Den Keinr gedult von nöten wer,

Wen euch dass Creutz nicht wer so schwer.

Wass einem thnt Kein hertzleid an,

Man wol gar leichtlich dragen Kan,

Drumb muss die gduld sich hie beweissn,

So Kan man ewren ghorsam preisn.

Doch seht, wir Kommen an die stat,

Da sich dass volck versamlet hat,

Dass mit ihnn wil zu Kirchhoff gehn.

Die leut noch fleissig bei ihnn stehn.


Quelle:
Drei deutsche Pyramus-Thisbe-Spiele. Tübingen 1911, S. 65-66.
Lizenz:
Kategorien: