[29. Kapitel]

Wie die Lalen / als sie deß Keysers Letze verzehreten / jhre Füsse verwechßleten / vnd dieselbe nicht

mehr kenneten / doch zuletzt jeder

die seinen wider funde.

[107] Nach dem nun der Keyser hinweg gewesen / vnd den Lalen ein gute Letze hinderlassen hette / wurden sie rhats / dieselbige auff einem Dorff / ehe sie wider heim kehrten / zuverzehren. Also sprengten sie mit jhren Steckenpferden in das nechste Dorff / vnnd zechten redlichs dings. Vnd als sie satt vnd truncken waren / vnd dennoch noch etwz zum besten verhanden war / welchs auch muste verzecht sein / kam sie ein gelust an / auff ein grüne lustige Auw hinauß zuspatzieren / wie andre Junckern / sich zu erlustigen / das fressen außzudäuwen / vnd sich auff ein andere Malzeit zuschicken. Also giengen sie hinauß / samptlich vnd jeder besonders für sich selbest (vergassen doch nit / ein gute Fleschen mit[107] Weyn / vnd etliche Mütschen Brots mit sich zunemmen / damit in solcher hitz jnen die Mägen nit verlächten / vnd der Wein hernach aller außlüffe) vnd lägerten sich in dz grüne Graß /zechten zu abend / vnnd hatten einen guten Burgermut / ob sie schon nur Bawren waren.

Als sie aber alle einer Farb hosen angehabt / vnd im zechen die Beyn durcheinander geschrenckt hatten / wie dann pflegt zugeschehen / vnd jetzund an dem war / daß sie heimgehn wöllen / schaw zu / da konte keiner seine Füsse oder Beyne kennen / weil sie alle gleich geferbt waren / sassen da / gucket je einer den andern an / vnd förcht jeder / ein anderer nemme jm seine Füsse / oder er einem anderen seine Beyn: waren derowegen in grosser angst. Da sie nun einandern also angaffen / nit wusten wie sie jhme thun solten: sihe zu / da reit einer vngfehr fürüber auff einem Pferd (sonst möcht man meinen es wer ein Esel gewesen) dem rüfften sie herzu / vnd klagen jhme jhren jamer / mit bitt / könne er etwas / dadurch jhr jeder seine Füsse widerumb bekomme / das soll er brauchen / vnnd nit sparen / so wöllen sie es jhme beyneben gröster dancksagung wol bezahlen. Er sprach /das könne er wol / steig hiemit ab / vnd nach dem er einen starcken guten Bengel gehauwen / tritt er vnter die Bawren / vnd fangt an bey dem besten auff die Beyne zuschlagen / vnd welchen er traff / der sprang geschwind auff / hat seine Bein wider / dann der Gesell hatte sie jhm gefunden.

Einer allein bleib sitzen / der sprach: Lieber Herr /soll ich meine Beyn nicht auch haben? wolt jhr das Gelde nit an mir auch verdienen? oder seind diese mein? Er aber sprach: Harr / laß besehen / gab jm hie mit auch eins dz es flammet. Also sprang dieser letzte auch auff: vnd hatten also die Bawren jeder seine Füsse wider bekommen / waren fro / schencketen dem Mann ein trinckgelt / zogen heim / vnd gedachten sich ein ander mal zu hüten.[108]

Quelle:
[Anonym]: Das Lalebuch. Stuttgart 1971, S. 107-109.
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