Thraen Sigfussohn's Aufenthalt bei Hakon Jarl in Norwegen.

[120] In demselben Jahre, in welchem Kulskjäg Island verließ, war auch sein und Gunnar's Oheim Thraen in die Fremde gezogen. Er kam nach Norwegen, und als Hakon Jarl auf Hlade vernahm, daß er ein Verwandter Gunnar's sei, nahm er ihn freundlich auf. »Viele isländische Männer habe ich gesehen,« sagte er, »aber keinen, der Gunnar gleich kam.« Thraen aber blieb bei ihm den Winter über. Ein smaaländischer (Smaaland ist eine Provinz Schwedens) Viking, Namens Kol, plünderte und verheerte dazumal die Küste des jetzigen Christianiafjords, weshalb der Jarl ihn in die Acht gethan hatte. »Wäre Gunnar jetzt hier, dann würde er diesen Wegelagerer schon tödten,« äußerte der Jarl. »Ich bin kein Gunnar,« sprach Thraen, »jedoch will ich diese Fahrt auf mich nehmen.« Hakon's Sohn Erich meinte, es sei ein gefährliches Unternehmen, aber Thraen blieb bei seinem Wort, und der Jarl gab ihm fünf Schiffe. Mit diesen segelte Thraen aus, allein[120] Kol war gerade nach Dänemark gefahren. Thraen traf ihn vor Helsingborg, überwand ihn und brachte dem Jarl seinen Kopf. Hakon dankte ihm, Erich aber sagte, die That verdiene einen besseren Lohn als blose Worte, weshalb Hakon dem Thraen ein neues und treffliches Schiff schenkte mit Namen Greif, weil es am Bug einen Greifenkopf führte; »hierzu füge ich meine Freundschaft,« sprach der Jarl, »denn Du bist ein trefflicher Mann und ich wünsche Dich bei mir zu behalten, so lange es Dir gefällt.« Thraen verweilte noch einen Winter in Norwegen. Im nächsten Sommer erzählte man von Gunnar's Tod, und der Jarl meinte, es sei für Thraen nicht räthlich, nach Island zu fahren, weshalb Thraen noch einen Winter über blieb.

Quelle:
Die Njalssaga. Leipzig 1878, S. 120-121.
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