CIII.

[109] 1. Traut Henslein uber die heyden reit,

er schos nach einer tauben,

Da strauchlet jhm sein apfelgraw roß,

uber eine fenchelstauden.


2. Und strauchel nit mein grawes roß,

ich wil dirs wol belohnen,

Du must mich uber die heyden tragen,

zu Elselein meinem bulen.


3. Und da er auff die heyden kam,

da begegnet jhm sein bule,

Kehr wieder, kehr wider mein schönes lieb,

der wind der wehet so küle.


4. Und das der wind so küle weht,

so hat mich noch nie gefroren,

Verloren hab ich mein rosenkrantz,

den wil ich widerumb haben.


5. Hastu verlorn deinen rosenkrantz

willtu jhn widerumb holen,

Bis montag kompt uns der kremer ins land,

kauff dir schöns lieb ein newen.


6. Am montag da der kremer kam,

er bracht nicht mehr denn alte,

Setz schöns lieb einen schleyer auff,

und las den lieben Gott walten.


7. Der uns dis new liedlein erstmals sang,

er hats gar wol gesungen,

Er hats den megdlein auff der lauten gespielt,

die seyten sein jm zersprungen.


Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 109.
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