XLIIII.

[39] 1. Tröstlicher lieb,

ich mich stets üb,

wie ich jhr lieb und huld erlange,

ein frewlein zart,

dem ich mit fleis,

in stiller weis,

noch dien zu preis,

so helt sie mir das widerpart.

Wer hat gedacht,

dz solt sein gemacht,

ein weiblich bild,

von sinn und gemüt,

so fest und mild.


2. Phebe dir geschach,

auch also gach,

du eiltest nach Daphne der jungfraw ungezam,

die dir entgieng,

zu stund anfieng,

mit laub ummhieng,

und ward ein schöner lorberbaum,

Dir nit mehr ward,

von bletlein zart,

denn nur ein krantz,

den du noch tregst,

umb jre liebe gantz.


3. Ach wer ich der,

dem jetzt nicht mehr,

von der ich beger,[39]

möcht werden,

denn ein krentzlein fein,

darzu jr gunst,

damit umb sunst,

nicht als der dunst,

vergieng ohn frucht der liebe mein.

Erst würd ich getröst,

von pein erlöst,

mein gemüt gantz gering,

villeicht mir fürder bas geling.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 39-40.
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