LXII.

[58] 1. Nu fal du reiff, du kalter schnee,

fal mir auff meinen fuß,

Das megdlein ist nicht über hundert meil,

und das mir werden mus,

und das mir werden mus.


2. Ich kam für liebes kemmerlein,

ich meint ich wer allein,

Da kam die hertz allerliebste mein,

wol zu der thür hinein

wol zu der thür hinein.


3. Gott grüsse dich mein feines lieb,

wie stehet unser beider sach?

Ich sichs an deinen braun äuglein klar,

du tregst gros ungemach,

du tregst gros ungemach.


4. Die sonnen ist verblichen,

ist nimmer so klar als vor,

Es ist noch nicht ein halbes jar,

da ich dich erst lieb gewan,

da ich dich erst lieb gewan.[58]


5. Was sol mir denn mein feines lieb,

wenn sie nicht tantzen kan,

Führ ich sie zu dem tantze,

so spott mein jederman,

das sie nicht tantzen kan.


6. Wer mir wil helffen trawren,

der recke zwen finger auff,

Ich sehe viel finger und wenig trawren,

alde ich fahr dahin,

das ich so elend bin.

Quelle:
[Anonym]: Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Stuttgart 1845, S. 58-59.
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