380.

[135] Ein Italiänischer geistlicher begab sich zu schiff / und ward von unterschiedenen freunden gebeten / eins und das andere mit zubringen: deswegen sie ihm auch verschiedene memorialia mitgaben. Nur ein eintziger aber gab zu demjenigen / was er verlangete / das benöthigte geld mit. Hiermit legte der geistliche solches geld nach seines freundes verlangen an / gegen die andern aber entschuldigte er sich bey seiner wiederkunfft / daß er ihnen in ihrem begehren nicht dienen können / indem er sagte: Als er ihre memorialia unter weges in ordnung legen wollen / und sie zu solchem ende auf dem schiffe ausgebreitet / sey ungefehr ein starcker wind entstanden / welcher sie alle ins wasser geführet / dergestalt / daß er nicht mehr gewust / was darinnen enthalten gewesen. Wie ihm nun vorgehalten wurde / was massen er gleichwol dem einen seine begehrten sachen[135] mit gebracht. So gab er zur antwort: Es habe derselbe etliche ducaten drein gewickelt /welche den zettul so schwer gemachet / daß der wind nicht damit fort wandern können.

Quelle:
Das Buch der Weisen und Narren oder kluge und einfältige reden und tworten, welche von leuten aus allerhand nationen bey verschiedenen begebenheiten entweder im ernst oder aus schertz vorgebracht worden. Leipzig 1705, S. 135-136.
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