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Frag, in was Gestalt die verstorbenen Engel gewest.

[30] Doct. Faustus name jm widerumb ein Gespräch für, mit seinem Geist zu halten, er solte jm sagen, In was gestalt sein Herr im Himmel geziert gewest, vnd darinnen gewohnet. Sein Geist bath jhn auff dißmal vmb drey Tag auffzug, Am dritten Tage gab jm der Geist diese Antwort: Mein Herr Lucifer, der jetzunder also genennt wirt, wegen der Verstossung auß dem hellen Liecht deß Himmels, der zuvor auch ein Engel Gottes vnnd Cherubin war, der alle Werck vnd Geschöpff Gottes im Himmel gesehen hat, Er war in solcher Zierd, Gestalt, Pomp, Authoritet, Wirde vnd Wohnung, daß er vber alle andere Geschöpff Gottes vber Gott vnd Edelgestein, vnnd von Gott also erleuchtet, daß er der Sonnen Glantz vnd Stern vbertreffen thäte. Dann so baldt jhn Gott Erschuff, setzte er jhn auff den Berg Gottes, vnd in ein Ampt eines Fürstenthumbs, daß er vollkommen war in allen seinen Wegen, Aber so bald er in Vbermut vnd Hoffart stiege, vnd vber Orient sich erheben wolte, ward er von Gott auß der Wohnung deß Himmels vertilget, vnd von seinem Sitz gestossen in einen Fewrstein, der ewig nit erlischt, sonder jmmerdar quellet, Er war gezieret mit der Kronen aller Himmlischen Pomp. Vnd dieweil er also wissentlich vnd vermessentlich wider Gott gewesen ist, hat sich Gott auff seinen Richterstuel gesetzt, vnd jn auch gleich zur Hellen, darauß er in Ewigkeit nit mehr entrinnen mag, vervrtheilet vnnd verdammet.

D. Faustus, als er den Geist von disen dingen hatte gehört, Speculiert er darauff mancherley Opiniones vnd Gründe, gieng auch also darauff stillschweigendt vom Geist in seine Kammer, leget sich auff sein Beth, hub an bitterlich zu weinen vnd seufftzen, vnd in seinem Hertzen[30] zu schreyen, Betrachtete auff diese erzehlung deß Geistes, wie der Teuffel vnd verstossene Engel, von GOtt so herrlich gezierdt war, vnd wenn er nit so Trotzig vnd Hochmütig wider Gott gewesen, wie er ein ewiges Himmlisches wesen vnnd wohnung gehabt hette, vnd aber jetzunder von GOtt ewig verstossen seye, vnd sprach: O weh mir jmmer wehe, also wirt es mir auch gehen, denn ich bin gleich so wol ein Geschöpff Gottes, vnnd mein vbermühtig Fleisch vnd Blut hat mich, an Leib vnd Seel, in Verdammlicheit gebracht, Mich mit meiner Vernunfft vnd Sinn gereitzt, daß ich als ein Geschöpff Gottes von jme gewichen bin, vnd mich den Teuffel bereden lassen, daß ich mich jhme mit Leib vnd Seele ergeben, vnd verkaufft habe, Darumb kan ich keiner Gnade mehr hoffen, Sondern werde wie der Lucifer in die ewige Verdammnuß vnd Wehe verstossen, Ach wehe jmmer wehe, was zeihe ich mich selbst? O daß ich nie geboren were worden? Diese Klage führte D. Faustus, Er wolte aber keinen Glauben noch Hoffnung schöpffen, daß er durch Buß möchte zur Gnade Gottes gebracht werden18. Denn wenn er gedacht hette: Nun streicht mir der Teuffel jetzt eine solche Farbe an, daß ich darauff muß in Himmel sehen, Nun so wil ich wider vmbkehren, vnd Gott vmb Gnade vnd Verzeihung anruffen, Denn nimmer thun, ist ein grosse Buß, hette sich darauff in der Christlichen Gemein in die Kirchen verfügt, vnnd der heyligen Lehre gefolget, dardurch also dem Teuffel eine widerstand gethan, ob er jm schon den Leib hie hette lassen müssen, so were dennoch die Seele nom erhalten worden, Aber er wardt in allen seinen opinionibus vnnd Meynungen zweiffelhafftig, vngläubig vnd keiner Hoffnung.[31]

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 30-32.
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