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D. Faustus disputirte ferners mit seinem Geist[32] Mephostophile, von Gewalt deß Teuffels.

Doctor Faustus, nach dem jhme sein Vnmuht ein wenig vergienge, fragte er seinen Geist Mephostophilem von Regierung, Raht, Gewalt, Angriff, Versuchungen vnd Tyranney deß Teuffels, vnnd wie er solches anfänglich getrieben habe? Darauff der Geist sagte: Diese Disputation vnd Frage, so ich dir erklären solle, wirt dich, mein Herr Fauste, etwas zu Vnmuht vnd Nachdencken treiben, zu dem soltu solchs von mir nicht begert haben, denn es trifft vnser Heimligkeit an, wiewol ich nicht hinüber kan, So soltu wissen, daß so bald der verstossene Engel in Fall kam, ist er Gott vnnd allen Menschen Feind worden, vnd sich, wie noch, vnterstanden allerley Tyranney am Menschen zu vben, wie dann noch alle Tage Augenscheinlich zusehen, daß einer zu Todt fällt, ein ander Erhenckt, Ertränckt, oder Ersticht sich selbs, der Dritte wirt erstochen, Verzweiffelt vnd dergleichen. Wie darneben auch zusehen ist, als der erste Mensch von Gott vollkömmlich erschaffen ward, mißgönnet jhm solchs der Teuffel, sätzte an jn, vnd bracht also Adam vnnd Euam mit allen jhren Nachkommen in Sünde vnd Vngnade Gottes. Diß sind, lieber Fauste, Angriff vnd Tyranney deß Sathans, Also thäte er auch mit Cain, vnd brachte zuwegen, daß das Israelitische Volck frembde Götter anbetete, denselben opfferte, vnnd mit den Heydnischen Weibern Vnkeuscheit triebe. So haben wir auch einen Geist, der den Saul getrieben hat, vnnd in die Vnsinnigkeit gebracht vnnd gereitzt, daß er sich selbst getödtet. Noch ist ein Geist Asmodeus genannt, der hat sieben Mann in Vnkeuschheit getödtet, Deßgleichen der Geist Thagon, welcher 30000. Menschen in Vnfall brachte, daß sie erschlagen, vnnd die Arche Gottes gefangen wurde, Wie auch Belial, der dem Dauid sein Hertz reitzte, daß er sein Volck begundte zu[32] zehlen, darüber 60000. Menschen sturben, So thät auch vnser Geist einer dem König Salomon ein solchen Reitz, daß er die Abgötter anbettet, etc. Vnd sind also vnser der Geister vnzehlich vil, die den Menschen beykommen, sie zu Sünden reitzen vnd bringen, Also theilen wir vns noch in alle Welt auß, versuchen allerley List vnd Schalckheit, werffen die Leuth abe vom Glauben, vnd reitzen sie zu Sünden, vnd stärcken vns auff das beste wir können vnd mögen, sind wider Jhesum, durchächten jm die seinen, biß in den Todt, Besitzen die Hertzen der Könige vnnd Fürsten der Welt, wider Jesu Lehr vnd Zuhörer. Vnd diß kanstu, Herr Fauste, bey dir abnemmen. D. Faustus sprach zu jm: So hastu mich auch Besessen? Lieber sage mir die Warheit? Der Geist antwortet, Ja, warumb nicht? Denn so bald wir dein Hertz besahen, mit was Gedancken du vmbgiengest, vnd wie du niemands sonsten zu deinem solchen Fürnemmen vnnd Werck köndtest brauchen vnd haben, dann den Teuffel, Sihe so machten wir deine Gedancken vnd Nachforschen noch frecher vnd kecker, auch so begierlich, daß du Tag vnnd Nacht nicht Ruhe hettest, Sondern alle dein Tichten vnnd Trachten dahin stunde, wie du die Zäuberey zu wegen bringen möchtest, Auch da du vns Beschwurest, machten wir dich so Frech vnd Verwegen, daß du dich ehe den Teuffel hettest hinführen lassen, ehe du von deinem Werck werest abgestanden. Hernach behertzigten wir dich noch mehr, biß wir dir ins Hertz pflantzten, daß du von deinem Fürnemmen nicht mochtest abstehen, wie du einen Geist möchtest zu wegen bringen. Letzlich brachten wir dich dahin, daß du dich mit Leib vnd Seel vns ergabest, das kanstu alles, Herr Fauste, bey dir abnemmen. Es ist war, sagt D. Faustus, nun kan ich jm nimmermehr thun, Auch habe ich mich selbst gefangen, hette ich Gottselige Gedancken gehabt, vnd mich mit dem Gebett zu Gott gehalten, auch den Teuffel nicht so sehr bey mir einwurtzeln lassen, so were mir solchs Vbel an Leib vnnd Seel nicht begegnet,[33] Ey was hab ich gethan? Antwort der Geist: Da sihe du zu. Also gieng Doct. Faustus trawrig von jme.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 32-34.
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