[26]

D. Fausti dritte Fahrt in etliche Königreich vnnd Fürstenthumb, auch fürnembste Länder vnd Stätte.

[58] Doct. Faustus nimpt im 16. jar ein Reyß oder Pilgramfahrt fůr, vnd befihlt also seinem Geist Mephostophili, daß er jn, wohin er begerte, leyte vnd führe. Derhalben sich Mephostophiles zu einem Pferde verkehret vnnd veränderte, doch hatt er flügel wie ein Dromedari, vnd fuhr also, wohin jn D. Faustus hin ländete. Faustus durchreisete vnd durchwandelte manch Fürstenthumb, als das Landt Pannoniam, Osterreich, Germaniam, Behem, Schlesien, Sachssen, Meissen, Düringen, Franckenlandt, Schwabenlandt, Beyerlandt, Littauw, Liefflandt, Preussen, Moscowiterlandt, Frießland,[58] Hollandt, Westphalen, Seelandt, Brabandt, Flandern, Franckreich, Hispaniam, Portugall, Welschland, Polen, Vngern, vnnd dann wider in Düringen, war 25. Tag aussen, darinnen er nit viel sehen kondte, darzu er Luft hette. Derhalben name er ein Widerfuhr, vnd ritte auff seinem Pferde auß, kam gen Trier, dann jm diese Statt erstlich einfiel zusehen, weil sie so altfränckisch anzusehen war, da er nichts sonderlichs gesehen, dann einen Pallast, wunderbarlichs Wercks, welcher auß gebacken Ziegeln gemacht, vnd so fest, daß sie keinen feind zu fůrchten haben26. Darnach sahe er die Kirchen, darinnen Simeon vnd der Bischoff Popo begraben war, welche auß vnglaublichen grossen steinen mit Eysen zusammen gefüget, gemacht ist. Darnach wendet er sich gen Pariß in Franckreich, vnd gefielen jm die Studia vnnd hohe Schul gar wol27. Was nu dem Fausto für Stätt vnd Landschafften in Sinn fielen, die durchwandert er. Als vnter andern auch Meyntz28, da der Mayn in Rhein fleußt, er die Statt Neapolis29, darinnen er vnsäglich viel Klöster vnd Kirchen gesehen, vnd so grosse hohe vnd herrliche gezierte Häuser, daß er sich darob verwundert, Vnnd darinnen ist ein herrlich Castell oder Burg, so new gebawet, welches für allen anderen Gebäwen in Italia den preiß hat, der höhe, dicke vnd weite halb, mit mancherley Zierd der Thürn, Gemäuwer, Palläst vnnd Schlaffkammern30. Dabey ein Berg ligt, Vesunius genannt, der voller Weingärten, Oelbäum vnd etlicher andern fruchtbaren Bäume, vnd solchen Wein, den man den Griechischen Wein nennet, so herrlich vnd gut31. Bald fällt jm Venedig ein, verwundert sich, daß es gerings herumb im Meer lag, da er dann alle Kauffmanschafft vnd Notturfft zur Menschlichen Vnterhaltung gesehen, dahin zu schiffen sahe, vnd wundert jn, daß in einer solchen Statt, da schier gar nichts wächßt, dennoch ein Vberfluß ist, Er sahe auch ab[59] die weite Häuser vnd hohen Thürn vnd Zierde der Gottshäuser vnd Gebäw mitten in dem Wasser gegründet vnd auffgerichtet. Weiters kompt er Welschlandt gen Padua, die Schul da zu besichtigen32. Diese Statt ist mit einer dreyfächtigen Mawer befästiget, mit mancherley Gräben, vnnd vmblauffenden Wassern, darinnen ist eine Burg vnd Veste, vnd jr Gebäw ist mancherley, da es auch hat eine schöne Thumbkirch, ein Rahthauß, welches so schöne ist, daß keines in der Welt diesem zuvergleichen seyn sol. Ein Kirche S. Anthonij genannt, ist allda, daß jres gleichen in gantz Italia nit gefunden wirt. Fürters kam er gen Rom, welche ligt bey einem Fluß Tyberis genannt, so mitten durch die Statt fleußt, vnd jenseyt der rechten Seyten, begreifst die Statt sieben Berg vmb sich, hat eilff Pforten vnd Thor, Vaticanum, ein Berg, darauff S. Peters Můnster oder Thumb ist. Dabey ligt deß Bapsts pallast, welcher herrlich mit einem schönen Lustgarten vmbfangen, dabey die Kirchen Lateranensis, darinnen allerley Heylthumbs, vnd die Apostolische Kirch genannt wirt, welche auch gewiß eine köstliche vnnd berühmte Kirchen in der Welt ist33. Deßgleichen sahe er viel Heydnische verworffene Tempel. Item, viel Seulen, Steigbogen, etc. welches alles zu erzehlen zu lang were, also daß D. Faustus sein Lust vnnd kurtzweil dran sahe. Er kam auch vnsichtbar für deß Bapsts Pallast, da sahe er viel Diener vnd Hoffschrantzen, vnd was Richten vnd Kosten man dem Bapst aufftruge, vnd so vberflüssig, daß D. Faustus darnach zu seinem Geist sagte: Pfuy, warumb hat mich der Teuffel nicht auch zu einem Bapst gemacht. Doct. Faustus sahe auch darinnen alle seines gleichen, als vbermut, stoltz, Hochmut, Vermessenheit, fressen, sauffen, Hurerey, Ehebruch, vnnd alles Gottloses Wesen deß Bapsts vnd seines Geschmeiß, also, daß er hernach weiters sagte: Ich meynt, ich were ein Schwein oder Saw deß Teuffels, aber er muß mich länger ziehen. Diese Schwein zu Rom sind gemästet, vnd alle zeitig zu Braten vnd zu Kochen. Vnd dieweil er viel von Rom gehört, ist er mit seiner Zauberey[60] drey tag vnnd Nacht, vnsichtbar, in deß Bapsts Pallast blieben, vnnd hat der gute Herr Faustus seythero nicht viel Guts gessen, noch getruncken. Stunde also vor dem Bapst vnsichtbar einmal, wann der Bapst essen wolt, so macht er ein Creutz vor sich, so offt es dann geschahe, bließ D. Faustus jhm in das Angesicht. Einmal lachte D. Faustus, daß mans im gantzen Saal hörete, dann weynete er, als wenn es jm ernst were, vnd wusten die Auffwarter nit was das were. Der Bapst beredet das Gesinde, es were ein verdampte Seele, vnd bete vmb Ablaß, Darauff jhr auch der Bapst Busse aufferlegte. Doct. Faustus lachte darob, vnd gefiel jm solche Verblendung wol. Als aber die letzte Richten vnd kosten auff deß Bapsts Tisch kamen, vnd jn, D. Faustum, hungert, hub er, Faustus, seine Hand auff, als bald flogen jm Richten vnd Kosten, mit sampt der Schüssel in die hand, vnd verschwand also damit sampt seinem Geist, auff einen Berg zu Rom, Capitolium genannt, asse also mit Luft. Er schickte auch seinen Geist wider dahin, der must jm nur den besten Wein von deß Bapsts Tisch bringen, sampt den silbern Bechern vnd Kanten. Da nun der Bapst solchs alles gesehen, was jm geraubt worden, hat er in derselbigen Nacht mit allen Glocken zusammen leuten lassen. Auch Meß vnd fürbit für die verstorbene Seel lassen halten, vnd auff solchen Zorn deß Bapsts, den Faustum, oder verstorbenen Seel in das Fegfeuwer condemniert vnd verdampt. D. Faustus aber hette ein gut fegen mit deß Bapstes Kosten vnd Tranck. Solchs Silbergeschirr hat man nach seinem Abschiedt hinder jhm gefunden. Als es nun mit Mittnacht ward, vnd Faustus sich von solcher speiß gesättigt hatt, ist er mit seinem Geist widerumb in die Höhe auffgeflogen, vnd gen Meyland34 in Italiam kommen, welches jn eingesunde Wohnung dauchte, dann es ist da kein anzeigung der hitze, auch sind da frische Wasser, vnd 7. gar schöne See, auch hat er da viel ander schöne Flüß vnd[61] Wasser gezehlet vnd abgenommen. Es sind auch darinnen schöne feste wol erbauwete Tempel vnnd Königliche Häuser, doch altfränckisch. Ihme gefiele auch die hohe Burg oder das Schloß mit jren Vesten, der köstliche Spital zu vnser Frawen35. Florentz besichtiget er auch, er wunderte sich dieses Bisthumbs, der künstlichen Zierdt von den schönen Schwibbogen vnd Gewelben, deß schönen gezierten Baumgarten zu S. Maria. Der Kirchen, so allda im Schloß ligt, mit schönen köstlichen Vmbgängen bekleidet, auch einen gantz auffgerichten Marmelsteinen Thurn, das Thor, dadurch man gehet, mit Glocken oder Ertzspeiß gemacht, darinnen die Historien deß alten vnd newen Testaments gegraben, die Gegend darumb trägt guten Wein, auch künstliche Leut vnd Handtierung darinnen36. Item, Leon in Franckreich, zwischen zweyen Bergen ligend, vnd zweyen Flüssen vmbfangen, dabey ein Tempel trefflicher würdigkeit, daneben auch ein herrliche Seul, mit schönen gehawen Bildern. Von Leon wendt er sich gen Cölln am Reinstrom gelegen, darinn ist ein Stifft, das hohe Stifft gennant, da die 3. König, so den Stern Christi gesucht, begraben ligen37. Als D. Faustus solchs sahe, sagt er: O jr gute Männer, wie seyt jhr so jrr gereiset, da jr solt in Palestiuam gen Bethlehem in Judea ziehen, vnd seyt hieher kommen, oder seyt villeicht nach ewerm todt ins Meer geworffen, in Reinstrom geflöst, vnd zu Cölln auffgefangen, vnd allda deqraden worden. Alda ist auch der Teufel zu S. Vrsula mit den 11000. Jungfrawen. Sonderlich gefiel jm da die schönheit der Weiber. Nit weit davon ligt die Statt Ach, ein stuel deß Keysers, in dieser Statt ist ein gantz Marmelsteiner Tempel, so der groß Keyser Carolus sol gebawt haben, vnd geordnet, daß alle seine Nachkommen die Kron darinnen empfangen sollen38. Von Cölln vnd Ach lendt er sich wider ins Welsche Land gen Genff, die Statt zu besichtigen, welche ist ein Statt in Saphoy, ligt in der gegend deß Schweitzerlands, ein schöne vnd grosse Gewerbstatt, hat gute fruchtbare[62] Weinwachß, vnd wont ein Bischoff da. Er kam auch gen Straßburg, vnd hat D. Faustus erfaren, warumb es Straßburg genannt wirt, nemlich, von vile der Wege, Eingäng vnd Strassen, davon sie den Namen bekommen, hat allda ein Bisthumb. Von Straßburg kame er gen Basel in Schweitz, da der Rhein schier mitten durch die Statt rinnet, vnd wie er von seim Geist berichtet, sol diese Statt den Namen von einem Basilißken, so allda gewont, haben39. Die Mawr ist mit Zigelsteinen gemacht, vnd mit tieffen Gräben gezieret. Es ist auch ein weit fruchtbar Land, da man noch viel alte Gcbäuwe sihet, da ist auch eine hohe Schul, vnnd gefiel jhm kein schöne Kirch darinnen, denn das Carthäuer Hauß. Von dannen kam er gen Costnitz, da ist ein schöne Brücken von der Statt Pforten vber den Rein gemacht40. Diser See, sagt der Geist zu Fausto, ist 20000. schritt lang, vnd 15000. schritt breit, dise Statt hat von dem Constantino den Namen empfangen. Von Costnitz gen Vlm, der Namen Vlma ist vom Feldgewächß entsprungen, dahin die Donaw fleußt, aber durch die Statt geht ein fluß, die Blaw genannt, hat ein schöns Münster, vnd Pfarrkirchen zu S. Maria, hat Anno 1377. angefangen ein zierlich, köstlich vnd künstlich Gebäuw, dergleichen kaum gesehen wirt, darinnen sind 52. Altär, vnd 52. Pfrůnden, so ist auch ein kůnstlich vnd köstlich Sacrament Hauß darinnen41. Als nu D. Faustus von Vlm wider vmbkeren, vnd weiter wolt, sagte sein Geist zu jm: Mein Herr, sehet die Statt an, wie jr wöllet, sie hat drey Graffschafften mit barem Gelt an sich bracht, vnd mit allen jren Priuilegien vnd Freyheiten erkaufft. Von Vlm auß, als er mit seinem Geist in die Höhe kam, sahe er von ferrnen viel Landschafften vnd Stätte, darunter auch eine grosse Statt, vnd dabey ein grosses vnnd festes Schloß, dahin ländt er sich, vnd war Wůrtzburg, die Bischoffliche Hauptstatt in Francken, daneben der Fluß Mayn her fleust, da wächßt guter starcker wolschmackender Wein, vnd sonsten[63] von Getreyde auch Fruchtbar.42 In diser Statt har es viel Orden, als Bettel Orden, Benedictiner, Stephaner, Carthäuser, Johanser vnnd Teutschen Orden. Item, es hat allda drey Carthäuserische Kirchen, on die Bischoffliche Thumbkirchen, 4. Bettel Orden, 5. Frawen Klöster, vnd 2. Spital zu S. Maria, die dann am Thor ein wunderbarlich Gebäw hat. D. Faustus, als er die Statt vberall besichtiget, ist er zu Nachts in deß Bischoffs Schloß auch kommen, das allenthalben besehen, vnd allerley Prouiant darinnen gefunden. Als er nu die Felsen besichtiget, sahe er ein Capellen darinnen gehawen, vnnd als er allerley Wein versuchte, ist er widerumb davon gefahren. Vnd gen Nürenberg kommen, da sagt jhm der Geist vnterwegen: Fauste, wisse, daß Nürnberg der name von Claudio Tyberio Nerone entspringt, vnd von Nero Nürnberg genannt worden.43 Darinnen sind 2. Pfarrkirchen, S. Seboldt, der da begraben ligt, vnd S. Lorentz Kirchen, darinnen hangt deß Keysers Zeichen, als der Mantel, Schwerdt, Scepter, Apfel vnd Kron, deß grossen Keysers Caroli. Es hat auch drinnen ein schönen vbergůlten Brunnen, der schön Brunn genannt, so auff dem Marckt steht, darinnen ist oder sol seyn der Sper, so Longinus Christo in die Seyten gestochen, vnd ein stück vom H. Creutz. Diese Statt hat 528. Gassen, 116. Schöpffbrunnen, 4. grosser vnd 2. kleiner Schlagvhrn, 6. grosser Thor, vnd 2. kleiner Thörlin, 11. steinern Brücken, 12. berge, 10. geordnete Märckt, 13. gemeiner Badstuben, 10. Kirchen darinn man predigt. In der Statt hat es 68. Mülräder, so das Wasser treibt, 132. Hauptmannschafft, 2. grosse Ringmawrn vnd tieffe Gräben, 380. Thürne, 4. Pasteyen, 10. Apotecken, 68. Wächter, 24. Schützen oder Verrähter, 9. Stattknecht, 10. Doctores in Jure, vnd 14. in Medicina. Von Nürnberggen Augspurg, da er morgens früe, als der tag erst anbrach, hinkame, fraget er seinen[64] Diener: Wo Augspurg jren namen her habe44. Er sprach: Augspurg die Statt hat etliche namen gehabt, dann sie erstlich, als sie erbawen, Vindelica genannt worden, darnach Zizaria, dann Eysenburg, vnd endlich von Augusto Octauiano, dem Keyser, Augusta genannt worden. Vnd dieweil sie D. Faustus zuvor auch gesehen, ist er fürüber gefahren, vnd sich gelendt gen Regenspurg. Dieweil D. Faustus auch fürüber wolte reysen, sagt der Geist zu jhm: Mein Herr Fauste, dieser Statt hat man 7. namen geben, als nemlich Regenspurg, den namen, so sie noch hat, sonst Tyberia, Quadrata, Hyaspolis, Reginopolis, Imbripolis, vnd Ratisbona, das ist, Tyberius Augusti Sone45. Zum 2. die vierecket Statt. Zum 3. von wegen der groben Sprach, der nachgehenden Nachbarschafft. Zum 4. Germanos, Teutschen. Zum 5. Königsburg. Zum 6. Regenspurg. Zum 7. von Flössen vnd schiffen daselbsten. Dise Statt ist fest, starck vnd wol erbawt, bey jr läufft die Donaw, in welche bey 60. flüß kommen, schier alle schiffreich. Da ist Anno 1115. ein künstliche, berümbte, gewälbte Brück auffgerichtet worden, wie auch ein Kirch, die zu rühmen ist, zu S. Remigien, ein künstlich werck. D. Faustus ist aber bald wider fortgeruckt, vnd sich nit lang da geseumbt, allein hat er einen Diebstall gethan, vnd einem Wirt zum hohen Busche den keller besucht, darnach sich gewend, vnd kommen gen München ins Beyerland, ein recht Fürstlich Land46. Die Statt ist new anzusehen, mit schönen weiten Gassen, vnd wolgezierdten Häusern. Von München auß gen Saltzburg, ein Bischoffliche Statt im Beyerland ligend, welche auch anfangs etliche namen gehabt47. Dise Gegend hat Weyer, ebene Bühel, See, Berge, darvon sie Weydvögel vnd Wildprät bekommen. Von Saltzburg gen Wien in Osterreich48. Dann er sahe die Statt von ferrne, vnd wie jn der Geist bericht, sol nit bald ein älter Stat gefunden werden,[65] vnd vom Flauio dem Landvogt also genennt seyn. Diese Statt hat einen grossen weiten graben, mit einem Vorschutt, hat auch im vmbkreiß der Maurn 300. schrit vnd wol befestigt, die Häuser sind gemeiniglich all gemalt, vnd neben der Keyserlichen wonung ein hohe schul vssgericht. Dise Statt hat zur Oberkeit nur 18. Personen. Item, man braucht zum weinlesen 1200. Pferdt, so hat diese Statt auch weite vngegründte keller, die gassen mit harten steinen, die Häuser mit lüstigen gemachen vnd stuben, weit an stallungen, vnd sonst mit allerley gezierden. Von Wien reiset er in die höhe, vnd sihet von der höhe herab ein Statt, die doch ferrn lag, das war Prag, die Hauptstatt in Behem, diese Statt ist groß, vnd in drey Theil getheilt, nemlich alt Prag, new Prag vnd klein Prage, klein Prag aber begreifst in sich die lincke seyten, vnd der Berg, da der königliche Hoff ist, auch S. Veit, die Bischoffliche Tumbkirchen49. Alt Prag ligt auff der ebne, mit grossen gewaltigen Gräben geziert, Auß dieser Statt kompt man zur kleinen Statt Prag vber ein Brücken, dise Brück hat 24. schwibbogen. So ist die new Statt von der alten Statt mit eim tieffen graben abgesöndert, auch rings vmb mit Mawren verwart, daselbst ist das Collegium der hohen Schule, die Statt ist mit einem Wall vmbfangen. D. Faustus reiset auff Mitternacht zu, vnd sihet wider ein andere Statt, vnd da er sich von einer ebne herab ließ, war es Crackaw, die Hauptstatt in Polen, eine schön vnd gelehrte schul allda50. Dise Statt ist die Königliche Wonung in Polen, vnd hat von Craco dem Polnischen Hertzogen den Namen empfangen. Dise Statt ist mit hohen Thürnen, auch mit Schütt vnnd Gräben vmbfangen, derselbigen Gräben sind etliche mit Fischwassern vmbgeben. Sie hat 7. Pforten, vnd viel schöner grosser Gottshäuser. Dise gegend hat grosse[66] mächtige hohe Felsen vnd Berge, drauff sich D. Faustus herunter gelassen, deren einer so hoch ist, daß man meynet, er halte den Himmel auff, allda D. Faustus auch in die Statt hat sehen können, hat also D. Faustus in dieser Statt nit einkehret, sonder vnsichtbar vmb die Statt herumbgefahren. Von diesem Bühel, darob D. Faustus etliche Tag geruhet, begibt er sich wider in die höhe, gen Orient zu, vnd reiset für vil Königreich, Stätt vnd Landschafften, wandelte also auch auff dem Meer etliche Tage, da er nichts dann Himmel vnd Wasser sahe, vnd kame in Thraciam oder Griechenlandt, gen Constantinopel, die jetzundt der Türck Teucros nennet, allda der Türckische Keyser Hoff helt, vnd vollbracht daselbst viel Abenthewr, wie hernach etlich erzehlt werden, so er dem Türckischen Keyser Solimanno zugefůgt.51 Constantinopel hat jren Namen von dem grossen Keyser Constantino. Diese Statt ist mit weiten Zinnen, Thürnen vnd Gebäwen auffgericht vnd geziert, daß mans wol new Rom mag nennen, vnd fleußt neben an beyden orten das Meer52. Dise Statt hat 11. Pforten, 3. Königliche Häuser oder wonungen. D. Faustus besahe etliche tage deß Türckischen Keysers macht, gewalt, Pracht vnd Hofhaltung, vnd auff einen Abend, als der Türckische Keyser vber der Tafel saß vnd asse, macht jm D. Faustus ein Affenspiel vnd Abenthewr, denn in deß Türckischen Keysers Saal herumb giengen grosse Fewerstromen, daß ein jeglicher zulieff zu leschen, in dem hub es an zu Donnern vnd Blitzen. Er verzaubert auch den Türckischen Keyser so sehr, daß er weder auffstehen oder man jn von dannen tragen kondt. In dem wurde der Saal so hell, als wann die Sonnen darinnen wohnete, Vnd D. Fausti Geist tratt in gestalt, zierd vnd geschmuck eins Bapsts für den Keyser, vnd spricht: Gegrüsset seystu Keyser, der je so gewürdiget, daß ich dein Mahomet vor dir erscheine. Mit solchen kurtzen Worten verschwandt er. Der Keyser fiel nach dieser Bezauberung auff die Knie nider, rüfft also seinen Mahomet an, lobt vnd preißt jn, daß er jn so gewürdiget, vnd vor jm erschienen were. Morgen am andern[67] Tage fuhr D. Faustus in deß Keysers schloß ein, darinnen er seine Weiber vnd Hurn hat, vnd niemand daselbst jnnen wandeln darff, als verschnittene Knaben, so dem Frawenzimmer auffwarten. Dieses Schloß verzauberte er mit einem solchen dicken Nebel, daß man nichts sehen kundte. D. Faustus, wie auch vor sein Geist, namen solche gestalt vnd wesen an, vnd gab sich vor den Mahomet auß, wonet also 6. tag in diesem Schloß, so war der Nebel so lang da, als lang er da wonete. Wie auch der Türck dißmal sein volck vermanet, diese Zeit mit viel Ceremonien zubegehen. D. Faustus der assz, tranck, war gutes muts, hatt seinen Wollust, vnd nach dem er solchs vollbracht, fuhre er im Ornat vnd Ziede eines Bapsts in die Höhe, daß jhn männiglich sehen kondte. Als nun D. Faustus widerumb hinweg, vnd der Nebel vergangen war, hat sich der Türck in das Schloß verfüget, seine Weiber gefordert, vnnd gefragt, wer allda gewesen were, daß das schloß so lang mit einem Nebel vmbgeben gewest, Sie berichten jn, es were der Gott Mahomet gewest, vnd wie er zu Nacht die vnd die gefordert, sie beschlaffen, vnnd gesaget: Es wůrde auß seinem Samen ein groß Volck vnd streitbare Helden entspringen. Der Türck nam solchs für ein groß Geschenck an, daß er jm seine Weiber beschlaffen, fraget auch hierauff die Weiber, ob er auch eine gute Prob, als er sie beschlaffen, bewiesen? Ob es Menschlicher weise were zugangen? Ja antworten sie, es were also zugangen, er hett sie geliebet, gehälset vnd were mit dem Werck wol gestaffiert, sie wolten solches alle Tage annemmen, Zu deme, so were er nackendt bey jnen geschlaffen, vnd in gestalt eines Mannsbilds, allein sein Sprach hetten sie nit verstehen können. Die Priester beredten den Türcken, er solte es nit glauben, daß es der Mahomet were, sonder ein gespänst. Die Weiber aber sagten: Es seye ein gespänst oder nit, er hette sich freundtlich zu jnen gehalten, vnd zu Nacht einmal oder sechs, vnd je mehr sein Prob meisterlich bewiesen, vnd were in summa wol gestaffiert, etc. Solchs machte dem Türckischen Keyser viel nachdenckens, daß er in grossem zweiffel stunde. D. Faustus wendet[68] sich gegen Mitternacht zu in die grosse Hauptstatt Alkair, die vormals Chayrum oder Memphis genannt worden, darinnen der Egyptische Soldan sein Schloß oder Hoffhaltung hat53. Da theilet sich der Fluß Nilus in Egypten, ist der gröste Fluß in der gantzen Welt, vnd so die Sonne im Krebs geht, so begeußt vnd befeuchtigt er das gantze Land Egypten. Darnach wendet er sich wider gegen Auffgang vnnd Mitternacht werts gen Ofen, vnnd Sabatz in Vngern54. Ofen diese Statt ist vnd war die Königliche Hauptstadt in Vngern, diß ist ein fruchtbar Land, allda hat es Wasser, wann man Eysen darein senckt, so wirdt es zu Kupffer. Es hat gruben allda von Goldt, Silber vnd allerley Metall. Die Statt nennen die Vngern Start, welchs auff Teutsch Ofen genannt, ein grosse Veste, vnd mit einem trefflichen schönen Schloß gezieret. Von dannen wandte er sich gen Magdeburg vnd Lübeck in Sachssen. Magdenburg ein Bischofflicher Stuel, in dieser Statt ist der 6. Krüg einer auß Cana in Galilea, darinnen Christus Wein auß wasser machte55. Lübeck ist auch ein Bischofflicher Stul in Sachsen, etc. Von Lübeck kam er in Düringen gen Erfurt, da ein hohe Schul ist. Von Erfurt lendet er sich widerumb auff Wittemberg zu, vnd kam also da er anderhalb jar aussen war, wider heim, vnd hatt also viel Landschafften gesehen, so nit alle zubeschreiben sind56.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 58-69.
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