[45]

Wie D. Faustus mit seiner Bursch in deß Bischoffen von Saltzburg Keller gefahren.

[91] Nach dem D. Faustus widerumb vom Grafen Abschied, vnd gen Wittenberg kame, ruckete die Faßnacht herbey. D. Faustus war der Bacchus, beruffte zu jhm etliche Studenten, vnd nach dem sie von jm D. Fausto wol gespeiset worden, vnd sie den Bacchum gern vollend celebrieren wolten, vberredet sie D. Faustus, sie solten mit jm in einen Keller fahren, vnd allda die herrliche Trnucke, so er jnen reichen vnd geben würde, versuchen, dessen sie sich leichtlich bereden liessen, darauff D. Faustus in seinem Garten ein Leiter name, vnd jeglichen auff ein Sprossen setzte, vnd mit jnen daruon fuhre, daß sie noch dieselbige Nacht in deß Bischoffs von Saltzburg Keller kamen, da sie allerley Wein kosteten, vnd nur den besten trancken, Wie dann dieser Bischoff ein herrlichen Weinwachß hat. Als sie nu samptlich guts muths im Keller waren, vnd D. Faustus ein Fewrstein mit sich gnommen hette, damit sie alle Fesser sehen könnten, kame deß Bischoffs Keller vngefehr daher, der sie für dieb, so eingebrochen hetten, außschreyen thet. Das verdroß D. Faustum, mante sein Gesellen auffzusein, nam den Keller beym Haar, fuhr mit jhm daruon, vnd als sie zu einer grossen hohen Tannen kamen, setzte er den Keller, so in grossen ängsten vnd schrecken war, darauff, vnd kam also D. Faustus mit seiner Bursch wider zu Hauß, da sie erst das Valete miteinander hielten mit dem Wein, so er, D. Faustus, in grosse Fläschen gefüllet hatte in deß Bischoffs Keller. Der Kellner aber, so sich die gantze nacht auff dem Baum halten můssen, daß er nicht herab fiel, vnd schier erfroren war, als er sahe, daß es war Tag worden, die Tannen aber so hoch, daß es jme vnmüglich herab zusteigen, dieweil er keinen Ast hatte, weder oben noch vnden, Ruffte[91] er etlichen Baurn zu, so fürvber fuhren, zeiget jnen an, wie es jhme ergangen were, vnd bate, daß sie jme herunder helffen wolten, Die Baurn verwunderten sich, zeigten es zu Saltzburg am Hof an, da war ein groß zulauffen, vnnd er mit grosser Můhe vnd Arbeit mit Stricken herab gebracht. Noch konnte der Keller nicht wissen, wer die gewesen, so er im Keller funden, noch der, so jhn auff den Baum geführet hatte.

Quelle:
Historia von D. Johann Fausten. In: Das Volksbuch vom Doctor Faust. Halle a.d.S. 21911, S. 91-92.
Lizenz:
Kategorien: