XV. Der betrogene [21] Alarbe.

Zu einer andern Zeit müste er auf seiner Salee rudern /und sie kamen an einem Orth zu Lande / welcher Terra Vechia genennet wird. Er sambt andern[21] Sclaven musten auffs Land und Wache halten / die Alarben /wenn sie mercken / das Galeen in der Nähe / versamlen sich gemeinlig umb die Sclaven / und tauschen Nägel und ander Eysenwerck von ihnen / weil solches bey ihnen sehr theur; dieß geschah auch zu diesemmahl / und also wurden Fontimama Gesellen etzliches Güthleins loß / und die Alarben kamen wieder zu Hause / und verkündigten ihren Nachbahrn / daß sie Eysen angetroffen hatten. Ihrer zween begaben sich auff solch Gerüchte nach den Galeen zu / und traffen eben den Fontimama an / welchen sie befragten / ob er kein Eysen zu kauff habe. Dieser / der wohl wuste /daß die Alarben rechte dumme / alberne Schöpfe seyn / antwortete: Er habe ein köstlich stücke Eysen zu kauff / wenn sie nur resolut Geld hätten; zeiget ihnen mit diesen Worten das Galee-Ancker. Diese Alarben besehens von forn und hinten / und gefält ihnen das gröste Stück trefflich wol; accordiren also umb 5 Rthlr. So bald Fontimama das Geld im Seckel hat /spricht er zu den Schöpfen / die sich an dem Ancker erheben wollen: Ihr Narren sehet ja wohl / daß es euch zu schwer ist: Gehet hin und holet mehr Hülffe /ich wil denn mit Hand ausschlagen. Diese / welche vermeynten einen trefflichen Fang zu haben / lieffen in vollen Sprüngen den Dorff zu / Fontimama aber bracht einen Sclaven ihn der Schildwache abzulösen; und also trat er in die Galee / legte auff das eine Aug ein Pflaster / und legte sich hin / als wenn er schlieff. Die Käuffer kamen indessen selbst 20 angetreten /und waren eyferig das Ancker-Tau abzulösen: Weil aber die Soldaten solches nicht zugeben wolten / so ward ein Tumult und lustiges Katzbalgen / wodurch Alli Pisseling / der hinten in seinem Gemach ruhete /aufgewecket ward / der auch so fort nach der Ursach des Lermens fragte? Die Alarben klagten ihre Noht /und[22] Alli merckte wol / das Fontimama zu Wercke gewesen / und gedachte zu erfahren / wie er dißmahl sich außwickeln wolle. Befahl also; Es solten alle Sclaven für ihn und die Alarben übertreten. Fontimama war der erste in der Reihe / und kam mit einem zu gekläbten Auge / hinckend und verstelleres Mauls und Armen heran gekrochen / das Alli lachen / die Alarben aber Mitleiden haben musten / einen so übel zugerichteten Menschen zu sehen. Alli fragte: Obs dieser? Nein / antworteten sie / der Kerl war frisch und gesund / und solch ein Krüppel nicht wie dieser. Damit humpumbte Fontimama fürüber / alle andere folgten; Aber der Thäter war nicht drunter. Damit stellete sich Alli zornig / und befahl / man solte das Geschmeiß zur Galee außprügeln. So bald befohlen /so bald gethan; sie wahren froh / daß sie entliessen /und könten davon nachsagen / daß sie zu Marckte gewesen. Wie die Alarben weg / lässet Alli den Fontimama ruffen / und sprach zu ihm: Was soll haben für meine Mühe / daß ich dir übergeholffen habe? Fontimama gab zur Antwort: Venta / das ist mein Herr: Wenn ich dieß nicht gethan hätte / so währ es gantz still auff der Galee gewesen / und der Hr. hätte auch nichts gekricht. Mag also der Hr. gedencken / er habe noch was zu lachen bekommen / und mir die geringe Beuthe lassen für meine Erfindung.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 21-23.
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