LI. Der listige Goldmacher.

[99] Grosse Herren bekommen auch offt eine Nase von der Behendigkeit gemeiner Leuth-Betriger / wie solches unter vielen erfahren hat Cosmus / der Groß-Hertzog von Florentz / der von einem betrüglichen Goldmacher meisterlich betrogen worden.

Adrian ein Distilirer und Marcktschreyer in Italiē /pflegte hin und her auff die Jahr-Messen zu reisen /seinen Qvarck zu verkauffen: Und ordnete den Krancken unterschiedliche Artzeneyen / welche er selbsten mischete / und muste man ihm die Kräuter / Wurtzel und Samen aus der Apothecken nach Hause schaffen /unter welchen sein Calcifur das Vornehmste war. Dieses Calcifur war pulverißrtes Gold / mit andern Gesäme gleicher Farbe vermenget: Solches[99] verkauffte niemand den Appotheckern / alß er / und wann es seine Patienten wieder abholen liessen / wie gesagt / so behielt er sein Calcifur / und mischte die andern Artzneyen / war auch so glückselig / daß er gute Curen thate / und sein Calcifur zu Rom / Venedig / Verone /Modena / und andern Orthen bekand und begehret würde. Nachdem er solches bey vier Jahren getrieben / so kompt er nach Florentz / dem Groß-Hertzog eine Mummschwantz zu bringen / und den lang vorbedachten Betrug werckstellig zu machen. Dieses Vorhabens läst er sich bey dem Groß-Hertzogē anmeldē /daß der in gantz Welschland wol bekante Adrian nun zu Florentz angelangt; dem Groß-Hertzogen als einem Liebhaber aller Wissenschafften / ein sonderbahrer Geheimnüß zu eröffenen.

Der Groß-Hertzog hört ihn an / und er weist ihm wie das Gold zu machen / setzet Quecksilber im Tügel / und thut darzu das Calcifur: Daß Quecksilber verrauchte / der bey gemischten Samen verbrennete /und das pulverisirte Gold schmoltze zu sammen. Der Groß-Hertzog preisete sich glückselig ob dieser Kunst / umb so viel mehr / weil er sie in seinem abwesen probirt und just befunden; Ja nicht nur mit dem Calcifur zu Florentz / sondern auch mit dem / welchen er von Venedig / Rom / und andern Orthen herbringen lassen.

Adrian eröffenete dem Hertzog / daß er von seinem Weib zu Barcelona Brieffe empfangen / eiligst nach Hause zu reisen / und bathe umb 25000 Kronen gemüntztes Silber; nebenst versprechen / nach bestellung seines Hauß-Wesens wieder zu kommen / und sich zu ferner unterthänigster Auffwartung ein zustellen.

Der Groß-Fürst verschaffte ihm eine Galeeren und das[100] begehrte Geld: Damit segelt er auff Barcellona /und als er dar glücklich angelangt / schreibt er an den Hertzog ein Danck Briefflein / und entdeckt selbsten den verübtē Betrug / mit vermelden / daß er sich künfftig besser führsehen solte / der Groß-Hertzog lobte diesen ungerechten Haußhalter / und konte kein Calcifur mehr zu bekauffen bekommen. Hierauß ist zu lernen / wie man sich für solchen Betrügern zu hüten habe / und ist in Engeland ein Gesetz / daß keine privat Persohn ohne des Königes Willen / Chimice Goldmachen solle.

Quelle:
Schau-Platz der Betrieger: Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln [...]. Hamburg, Frankfurt am Main, 1687, S. 99-101.
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