Elfte Szene


[121] Der Bauer, Natzl und Hans mit Sensen und Rechen, kommen durch den offenen Torbogen zögernd nach vorne.


NATZL. Oba, Voda, was wöllts denn hitzt schon dahoam?

HANS. Zwegn we hättn mehr denn fruher Feierabnd gmocht?

BAUER alter Mann, schon an die Siebzig, geht gebeugt, hat graues Haar und dunkle, buschige Augenbrauen, die Lodenjoppe schlottert ihm um den Leib, und auch im übrigen Anzuge zeigt sich eine arge Vernachlässigung – erstaunt. No, zwegn 'm Wetter do!

HANS. Hehe, freilich, zwegn 'm Wetter!


Lehnen die Werkzeuge an die Scheuer.


NATZL. Kunnt ja do der Voda a weng ins Dörfl schaun, af a Glasl Wein!

BAUER. Wißts ja do, daß mer d' Muada koan Geld loßt.

NATZL gibt ihm Geld. Habn do mir oans fürn Vodan!

BAUER. Ös seids doch gute Buama. No, do gehn ich schon, hehe, freili gehn i! Wonn mir aber leicht es Wetter derwischt?

NATZL. Beileib!

HANS. Hehe, sogn mer do schon 'n Vodern a fufzigmal, von derer Seiten kimmt's jo nie übri, bleibt ja allmal entern Berg![121]

BAUER. Hebe, ös seids Hallodri, und alle fufzigmal hon ich's richti vergessa! No, und wo gangts denn ös hin?

NATZL. In Wold!

BAUER. In Wold? Wonn eng aber 's Wetter derwischt?

HANS. Hehe – hebe – 's kimmt ja net!

BAUER. Hehe – richti – jo –

NATZL. Wonn's a kam, mir fanden schon oan Unterstand.

HANS. A wohl – und was für oan.

BAUER. No, nachhert, wo denn?

NATZL. In der Köhlerhüttn.

BAUER. Ui, ui, ös Schlankeln, a wohl in der Köhlerhütten, no, no, ös seids mer Feine! Der Kohlnferdl is heunt mit oaner Fuhr nach der Stadt, und ös fandets seine zwoa Dirndeln allanig.

HANS. Wohl – wohl – is eh a so.

BAUER. Ös Lotter, schau – schau. Ös treibts es nöt schlecht, ich war scho a achtavierzgi, wie ich enger Muada gheirat hab.

HANS. Weil halt da Voda a Trauminöt war!

BAUER beleidigt. So, a so! So meinst es! A Trauminöt war ich gwest? So? und dir fahlet Kuraschi nöt – gelt na, fahlet eng nöt, dö Kuraschi! Moants, ös kunnts zeitli dazuschaun, warts koane Trauminöt! Stund eng dö Ehrbarigkeit von engern Vodern nöt an, han, wöllts es besser habn? – Was? Na! Hoam bleibts hitzt! Hoam bleibts! Leni!

NATZL zu Hans. Du bist a rechter Lapp, mußt allwal dein dumm Maul auftun, möcht der glei oans draufgebn!


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 121-122.
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