Fünfte Szene


[18] Steinklopferhanns und die Bursche.


ALLE. Ju, ju, ju! – Steinklopferhanns, jetzt trink aber eins!


Bieten ihm die Krüge.


STEINKLOPFERHANNS. Habts 'n grad auf mich hetzen müssen?!

SEPP. Dir tut er 's wenigste! Was kann er dir tan? Die Stoaner kann er dir doch nit aus der Welt hexen!

STEINKLOPFERHANNS. Wär a kein Schad drum! Singt.


Gab's keine Stoaner,

Wär d' Straßen nit geschottert,

Und ich müßt nimmer hammern,

Daß d' Hosen mir blodert!


Alles lacht.


MICHL. Geh, Hanns, weil d' gut aufglegt bist und d' Luft wieder rein is, sing eins!

STEINKLOPFERHANNS. Ja, freilich, daß dö von drin außerkämen und zu der Weis auf unsere Buckeln 'n Takt schlagn.

SEPP. No, weißt kein lauts Lied!

LOISL. Deine Steinklopfer – Gstanzeln!

STEINKLOPFERHANNS stolz. Dö hab ich mir selber ausdenkt, Bubn! – Aber s' habts eh oft gnug ghört.

MARTIN. Und noch a hundertmal! Laß s' los!

STEINKLOPFERHANNS singt.


1.

Schön blau is der Himmel,

Schön grün is der Klee,

Und a Lapp war, der dessentwegn

Fraget: Zwegn we?


Kurzer Jodler, begleitet mit Brummstimmen vom Chor.


Znebn meiner Tag über

Gehts vorbei z' Roß und z' Fuß,

Und fragn dö nit und frag i nöt,

Zwegn i Steiner schlagn muß!


[18] Kurzer Jodler, wie oben.


Drum, weil ich mir dös abgwöhnt hab,

Dös Raunzen und dös Fragn,

Bin ich so alt und lustig wordn

Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn,

Beim Steinerschlagn, juhe!

CHOR.

Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn,

Beim Steinerschlagn, juhe!


2.

Es Vögerl im Wald,

Das af d' Asteln drobn steht,

Dös fragt nit, wo's herkimmt

Und nöt, wohin's geht.


Wie oben.


Was mer weiß, dös is weng,

Was man nit weiß, is meist,

Und a Narr war, der deßtwegn,

'n Kopf sich zerreißt!


Wie oben.


Drum, weil ich mir dös abgwöhnt hab,

Dös Raunzen und dös Fragn,

Bin ich so alt und lustig wordn

Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn,

Beim Steinerschlagn, juhe!

CHOR.

Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn,

Beim Steinerschlagn, juhe!


3.

Dö Weg tan sich schneiden

Kreuz, quer, grad und krumm,

Kann a Dirndal dich leiden,

So frag nit: warum?


Wie oben.[19]


's Faß hat ein Boden,

s' Faß hat ein Spund,

Aber d' Lieb und die Untreu

Habn öften kein Grund!


Wie oben.


Weil ich nur so vorbeigstreift bin

In mein verliebten Tagn,

Bin ich so alt und lustig wordn

Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn,

Beim Steinerschlagn, juhe!

CHOR.

Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn,

Beim Steinerschlagn, juhe!


4.

's wird a Baum aus ein Körndl,

Wann a Zeit a vergeht,

Auf der Welt wird's no lustig,

Doch derlebn tan mer's net!


Wie oben.


Nur lustig, wann 's Hemet

In Fetzn gang a –

Juche und Auweh kost

Ja doch nur an Schroa!


Wie oben.


Drum bleib ich allweil kreuzfidel

Und tu nach nix nit fragn,

Bin alt wordn und bin lustig bliebn

Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn,

Beim Steinerschlagn, juhe!

CHOR.

Beim Steinerschlagn, beim Steinerschlagn,

Beim Steinerschlagn, juhe!


Nach dem Liede gehen Steinklopferhanns und Bursche nach dem Hintergrunde.[20]


Quelle:
Ludwig Anzengruber: Werke in zwei Bänden. Band 1, Berlin und Weimar 21977, S. 18-21.
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