Die ernste Erscheinung.

[249] In Wolken und Nebeln erscheinen drei Kreuze, das mittlere trägt den Erlöser, sein Angesicht ist hell erleuchtet, die beiden anderen Kreuze tragen die beiden Schächer; ein Schriftgelehrter steht unter dem Kreuze im dicksten Nebel, in tiefster Dunkelheit.


SCHRIFTGELEHRTER. Der du den Tempel Gottes zerbrichst und bauest ihn in dreien Tagen, hilf du selber. Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuze.

JESUS. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.

SCHRIFTGELEHRTER. Andern hast du geholfen und kannst dir selber nicht helfen.

EINER DER SCHÄCHER. Bist du Christus, so hilf dir selber und uns.

DER ANDERE SCHÄCHER. Wir empfangen was unsre Thaten werth sind, dieser aber hat keine Sünde gethan. – Herr gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.

JESUS. Wahrlich ich sag dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein.

SCHRIFTGELEHRTER. Wie ist mir, werde ich blind[249] oder verliert die Sonne ihren Schein, welche Finsterniß wird über das Land.

JESUS. Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hand.


Der Nebel und die Wolken zerreißen, es erscheint das Meer auf welchem ein Schiff voll Pilger nach dem heiligen Grabe.


Quelle:
Achim von Arnim: Sämmtliche Werke. Band 16, Berlin 1846, S. 249-250.
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