Herzog Ulrich

[1048] Herzog Ulrich, sechzehnjährig, kommt 1503 zur Regierung ein dicker dickköpfiger Bengel, bauchig, lernte nichts als Latein, heiratet 1510, nachdem er einer brandenburgischen Prinzeß, die sich zwei Meilen von Stuttgart bei der Witwe Eberhards des II. aufhielt, durch Trompeter den Hof gemacht hatte; er liebte Hans von Huttens Weib, des Erbmarschalls Tochter, es war eine vertraute Freundschaft zwischen Sabine und Huttens Frau, was den Herzog in Eifersucht setzte. Kanzler Lamparter. Erbmarschallstum. 1512 machte er das Nest kleiner bei Schorndorf. Der eine der Edlen war von seinen Gütern zu Nirgends, der andre hatte sie beim Hungerberg.

Beutelsbach, Probe der Gewichte im Wasser, die Bauern hatten kein Zutrauen zur Lastung. Durch kaiserlich pfälzische und bayrische Gesandte der Tübinger Vertrag.[1048]

Jagen in Schönbuch 1515, 8. März. Ulrich schrie Hans von Hutten an, sich seines Leibes und Lebens zu wehren, stößt ihn nieder, löste ihm den Gürtel und knüpfte ihn an die nächste Eiche. Glaubte er sich vielleicht als Freigraf des heimlichen Gerichts dazu berechtigt, – Seine Gemahlin flüchtet nach Bayern, 2. Okt. Der Kaiser nimmt sich seiner Schwestertochter an, erklärt die Acht, Mathesius Lang vermittelt alles in Blaubeuern. Der Trompeter, der dem Herzog die Nachricht brachte, widerruft. – Er versprach, die nächsten sechs Jahre eine Verwaltung von Landhofmeister, Kanzler und Räten anzunehemn. Bei der Rückkehr fiel ein Schuß aus dem Schlosse Helfenstein, er verheerte das Land. Die Gräfin fiel ihm zu Füßen.

Alle, die den Blaubeurer Vertrag zur Anordnung eines Regimentsrats benützen wollten, wurden gefoltert, ein Teil an Kohlen gebraten.

1519 kam die Nachricht, die Reutlinger hätten den Vogt zu Achalm erschlagen, er eroberte die Stadt. 1520 wurde er vom Schwäbischen Bunde verjagt unter Wilhelm von Bayern. Er kam wieder mit Schweizern, konnte sich aber nicht halten. 1520, 6. Februar, wurde das Land Karl V. überlassen. 222 000 Gulden den Bauern bezahlt. Vierzehn Jahre blieb es unter österreichischer Herrschaft, er litt alles, Briefe durften nicht nach Paris, verpfändete Mompelgart, Hohentwiel machte Kosten. Selbst Landgraf Philipp von Hessen bot ihm an, fremde Höfe zu besuchen.

Die österreichische Hofhaltung war kurz, alles ward zum Schuldenzahlen bestimmt.

1533 trennte sich der Schwäbische Bund, Landgraf Philipp gewinnt sein Land durch die Schlacht bei Lauffen am Neckar 1534, 13. Novbr. 1547 mußte Ulrichs Pferd die Knie vor dem Kaiser beugen, er war hart und karg gegen seinen Sohn Christoph.

Ulrich ward wieder eingesetzt 1534.

1535 wurde die Reformation in Württemberg nach Vorschrift der Augsburger Konfession von Ulrich eingeführt. Erhardt Schnepf von Wimpfen und Ambrosius Blaurer von Konstanz waren die Führer. Leonhard Verich von Schnapf ordiniert; als er seine erste Predigt hielt in Waiblingen und das Lied anstimmen ließ: »Es ist das Heil uns kommen«, so sprangen die päpstlichen Priester und Kapläne im Aufruhr empor.[1049]

Die Waiblinger waren gute Komödianten. In Waiblingen hat ein Mönch das Osterlied: »Christ ist erstanden« dem anzustimmen befohlen, der Herr im Hause sei, darauf haben alle geschwiegen, dann hat er unter den Frauen die aufgerufen, welche Herr im Hause – da haben alle angefangen.

1487 war das letzte Turnier in Waiblingen.

Waiblingen führt drei Hirschhörner im Wappen.

Von Klodwig stammen die Staufen, die Waiblinger stammen daher. Das Kriegsgeschrei war bei der Armee: »Dirs belf, hin Wölf.« Bei der Armee Konrads, des Königs Sohn, schrieen spöttisch die Waiblinger: Wo er den Winter erst gefangen, um ihm zu zeigen, daß er auf dem bloßen Bauch für Landsleute gekämpft habe.


Frundsberg, der erste ritterliche Staatsmann in Deutschland, fest und stark in seiner Meinung, spanische Heimlichkeit und italienische List durchschauend und verachtend, innig überzeugt, daß bei Herrschern wie Maximilian und Karl V. nichts Großes für Deutschland gedeihen könne, mit Luther allein zufrieden, das Heil Deutschlands von seiner allgemeinen Reformation erwartend. Darum wollte er den Papst stürzen, da ließ ihm der Papst die Krone anbieten, wenn er den goldnen Strick um Luthers Hals gelegt habe. Anna von Württemberg liebte ihn und sucht seinen Aufenthalt auf alle Weise zu erheitern.

Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Romane und Erzählungen. Bde. 1–3, Band 1, München 1962–1965, S. 1048-1050.
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