Fünfzehnter Auftritt.

[32] Johann und die Vorigen.


JOHANN meldet die Bedienten der Herren. Gnädige Herren! die Bedienten sind hier. Geht ab.

Jakob sagt Herrn von Bär etwas ins Ohr. Peter übergiebt seinem Herrn etwelche Briefe. Beyde gehen ab.
[32]

FRAU VON HABICHT. Wissen Sie Herr von Wolf! daß wir beyde den Volpin zum Sprach- und Singmeister gewählet haben?

HERR VON WOLF. Die Wahl ist unvergleichlich getroffen.

FRAU VON HABICHT. Messieurs! ich habe einen Gedanken. – Da wir eben 5 Sänger beysammen sind; so möchte ich gerne ein Quintät aufführen, welches ich unter meinen Musikalien habe – und damit wir einen bessern Appetit zum Mittagessen bekommen, so möchte ich, daß wir selbes zugleich agirten. – Dann wollen wir zwey uns ankleiden, und zum Dinee fahren.

HERR VON WOLF. Euer Gnaden! ich bin bereit.

HERR VON BÄR. Ich mache mir ein Vergnügen.

VOLPIN. Ich bin ein gehorsamster Diener.

HERR VON BÄR. Wenn Choristen dabey nöthig sind; so können unsere zween Bediente mitmachen. Sie können Musik.

FRAU VON HABICHT. Das ist Charmant! es sind Choristen dabey verflochten. – Johann! Johann kömmt bey der Thür herein. Laßt mir die Franzel kommen Der Bediente geht ab, die Franzel kömmt. Ich werde ihr einige Kleidungsstücke für den Volpino geben; damit er sich als die Hauptperson von uns unterscheide.

Frau von Habicht geht in ihr Zimmer, die Franzel folget, und kömmt mit einem Pack wieder zurück, und geht ab.


HERR VON WOLF. Englisches Fräulein! warum so unlustig?[33]

FRÄULE geschnäppig. Ich bin heute so, wie ich sonst war. Geht ganz mürrisch zurück.

HERR VON BÄR abseits zum Volpin. Heute nach dem Mittagessen komme der Herr in unser Quartier.

VOLPIN leise. Ich werde aufwarten.

FRÄULE zu Beyden. Hä! was wollen diese Heimlichkeiten?

VOLPIN. Euer Gnaden der Gnädiger Herr, fragte mich was ich für eine Landsmann bin? und ich sagte ein Italiener.

FRÄULE hönisch. Welche frazenhafte Frage! – Warum nicht auch, ob er ein Mannsbild ist? – Es verrathet ihn sein Accent, so, wie seine Kleidung.

HERR VON WOLF. Euer Gnaden vergeben! Die Kleidung ist nicht mehr bey jetzigen Zeiten der zuverlässigste Verräther; weil man öfters das weibliche Geschlecht kaum mehr von dem männlichen unterscheiden kann; wenn es auf die Kleidung ankömmt.

Aria.

Von der Fräule.


Kann wohl was Vermeßners seyn?

Als die Rechte zu bestreitten,

So von Anbeginn der Zeiten

Denen Damen allgemein?[34]

Hört man nicht beständig Klagen,

Bey den zügellosen Tagen,

Und die meisten Frauen schreyn?

Wie sie fast kein Mode finden

Um die Männer so zu binden

Daß sie ihnen treuer seyn?

Wenn ich heut in Ehstand tritt;

Bin ich Amazoninn mit.


Quelle:
Antonio Salieri: Der Rauchfangkehrer. Wien 1781, S. 32-35.
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