Erster Auftritt.

[43] Herr von Wolf und Herr von Bär sitzen tiefsinnig bey einer gedeckten Tafel; die Bedienten bringen das Desert, und gehen wieder ab. Ihre Unterredung wird mit einer stillen Musik begleitet.


HERR VON WOLF ganz tiefsinnig, stöhrt in Zähnen und sumset unterbrochen die Melodie der Musik nach. Wenigst – mir scheint es so – unsre Amour – sieht sehr zweydeutig aus – der verfluchte Kerl – und doch – ich wette – es ist ihm nur um Geld zu bekommen. – Aber der Kucheldrach! Lacht aus vollem Halse.

HERR VON BÄR erwachet aus seinem Tiefsinn. Herr Bruder! warum lachst du?

HERR VON WOLF er lacht immer fort. Ich lache über den Kucheldrachen, welcher den Ganymedes unsern Jagdnymphen entführet hat.[43]

HERR VON BÄR. Bey meiner Seele, das war ein unerwarteter herrlicher Spaß. Er lacht auch. Allein Herr Bruder! seine gefühlvolle Ausdrücke und die bezaubernde Aktion, am Ende des Quintäts, ist mir überaus bedenklich.

HERR VON WOLF. Bruder! daß war Verstellung. – Meine Muthmassung bekräftiget das Ende der Aria: e pur v'amo, in Societa. Will das nicht sagen: ich habe euch Beede gerne, aber nicht zum heurathen.

HERR VON BÄR. Ich besorge nur, daß diese halbwelsche Canaglia diese Saiten Er drückt mit dem Daumen das Bezahlungszeichen aus. zu hoch spannen wird.

HERR VON WOLF. Was liegt daran. – Man schickt oft ein Kapital von einer Seite in die Luft, um selbes von einer andern wieder zehnfach zu bekommen.

HERR VON BÄR. Ich bin vorwitzig, ob der Kerl nach seinem Versprechen kommen wird?

HERR VON WOLF. Gewiß. Sonst hätte er nicht in unserer Gegenwart die Fräule so artig belogen. Er nimmt sein Glas Wein, hält es in die Höhe, Bär thut das nämliche.

Duetto.


HERR VON WOLF.

Was wir wünschen, was wir hoffen!

HERR VON BÄR.

Soll das Glücke uns gewähren;[44]

BEYDE zusammen.

Hat nun alles eingetroffen,

Dann will ich nichts mehr begehren.


Beyde trinken ihr Glas Wein aus.


Quelle:
Antonio Salieri: Der Rauchfangkehrer. Wien 1781, S. 43-45.
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