Dreyzehnter Auftritt.

[86] Volpino und die Fräule.

Volpino führt die Fräule am Arm aus ihrem Zimmer, und hält Musikalien in der Hand.


VOLPIN. Haben Euer Gnaden mich wohl verstanden, und sich alles gemerket?

FRÄULE. Ja! mein allerliebster Marches! – Ich werde alles auf das niedlichste erfüllen.

VOLPIN. Gut! – Aber hab ich Euer Gnaden der Brief von meiner Onkel gegeben?

FRÄULE. Ja mein Schatz! ich habe ihn. – Nu kann ich den Augenblick kaum erwarten, da ich in Gegenwart ihres Meisters, und des mir so verhaßten Wolfs, ihnen liebster Marches! meine Hand und mein Herz auf ewig schenken werde. – Aber liebster Marches! liegt Ihnen meine Stiefmutter vielleicht nicht mehr am Herzen?

VOLPIN. Was – Ihre Stiefemutter? – der gemeiner Fetzen? – Ein Kavalier von meiner gleichen mesallirt sich nicht. – Was würde[86] meiner Onkel sagen? – Sie! Sie! allerliebste Fräule Nannette! sind eine Fräule von die Geburt; das ist altera Roba.

FRÄULE. Schön! ruhmwürdig! liebster Marches! – Sie sind ein ächter Kavalier! – Sie erfüllen die wahren Pflichten ihres hohen Standes.

VOLPIN. Wir müssen uns mit das lange Reden nicht verdächtig machen. Anima mia! fangen wir itzt die Aria an.

Volpino setzet sich zum Klavier, die Fräule neben ihm; er spielt, und verbessert die fehlerhafte Aussprache und den Gesang der Fräule.

Aria.

Von der Fräule.


Basta, vincesti, eccoli il foglio.

Vedi, quanto t' adoro ancora ingrato!

Con un tuo sguardo solo

Mi togli ogni difesa e mi disarmi.

Ed hai cor di tradirmi? E vuoi lasciarmi?

Ah, non lasciarmi, nò,

Bell' idol mio.

Di chei mi fiderò,

Se tu m'inganni?[87]


Quelle:
Antonio Salieri: Der Rauchfangkehrer. Wien 1781, S. 86-88.
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