Achtzehnter Auftritt.

[92] Meister Tomaso, hernach Frau von Habicht und Herr von Bär und die Vorigen, welche nach und nach abgehen.


TOMASO kömmt von der Kuchel, zum Johann Welches ist das Zimmer der gnädigen Frau?

JOHANN zeigt darauf. Hier.

TOMASO eröfnet die Thüre und ruft hinein Euer Gnaden! das Feuer ist gelöschet; Volpino hat es ganz allein gelöschet.

LISEL. Dem Himmel sey Dank! Geht ab.

FRÄNZL. Wie bin ich so froh! Geht ab.

JOHANN. Ich auch Abseits. aber nur per Kompagnie. Geht ab.

FRAU VON HABICHT kömmt ganz kraftlos aus ihrem Zimmer, Herr von Bär folgt ihr, Johann bringt einen Sessel, sie setzet sich. Lieber Herr Tomaso! wo ist der Erretter, der Volpino?

TOMASO. Eben ist er in einer nassen Kotze eingewickelt, durch den Rauchfang herabgefahren. Er wird sich nur ein wenig zurecht richten, und dann seine Aufwartung –

FRAU VON HABICHT. Johann! geschwind – geschwind! sagt dem Volpino, daß er gleich zu mir komme, und zwar in der Kotze – so, wie er ist.

Johann läuft schnell in die Kuchel; hierüber erscheint ein Rauchfangkehrer in einer Kotze eingewickelt, und macht gegen die Frau von Habicht eine tiefe Verbeugung.
[92]

FRAU VON HABICHT überaus freundlich. Lieber Volpin! ich danke ihm, für seine vortreflichen Dienste, so er meinem Hause geleistet hat. – Ich lobe, und bewundere seine Geschicklichkeit. Die Belohnung dafür wird auch folgen. Sie wendet sich gegen Tomaso, und Herr von Bär. Meine Herren! darf ich Sie um eine Gefälligkeit bitten?

HERR VON BÄR. Euer Gnaden befehlen, es sey, was es wolle.

TOMASO. Ich bin Euer Gnaden zu gehorchen.

FRAU VON HABICHT wendet sich zum Rauchfangkehrer. Lieber Volpino! damit ich seine Verdienste auf der Stelle belohne; so empfange er Sie steht auf, reicht ihm die Hand. meine Hand, und mein Herz. Er ist mein künftiger Gemahl.

Der Rauchfangkehrer läßt die Kotze fallen, bleibt aber in der Kappe vermummt, nimmt ihre Hand, und macht eine tiefe Verbeugung,


HERR VON BÄR stellt sich betroffen. Wie? – dem Volpino?

FRAU VON HABICHT. Indessen danke ich Beeden, für die Gefälligkeit, daß Sie von meinem Versprechen haben Zeugen seyn wollen.

HERR VON BÄR. Aber einem Rauchfangkehrersgesellen?

FRAU VON HABICHT sie zieht einen Brief aus dem Sacke, gieb denselben Herrn von Bär. Lesen Sie diesen Brief; der aber ihn geschrieben hat, ist ein Onkel dieses Rauchfangkehrers.[93]

HERR VON BÄR leset den Brief. Al Signore Volpino. – Nipote mio stimatissimo. Er eröfnet den Brief. Caro Marchese! il vostro processo va terminandosi favorevolmente.

FRAU VON HABICHT. Zur Güte! auf deutsch

HERR VON BÄR. Liebster Marches! euer Proceß gehet sehr günstig zu Ende. – In pochi giorni Voi sarete assolto della vostra colpa. – In wenig Tägen werdet ihr von eurer Strafe losgesprochen werden. Er schüttelt den Kopf.

FRAU VON HABICHT. Was folget?

HERR VON BÄR. Fra tanto nascondete ancora, il caratere della vostra Nobilta, sotto l'habito di spazzo camini. – Unterdessen haltet noch euren Adelstand unter der Kleidung eines Rauchfangkehrers verborgen. – A Dio! Euer ergebenster Onkel – der Marchese d'Intrighi.

FRAU VON HABICHT. Nu? – halten Sie ihn noch für einen Rauchfangkehrer?

HERR VON BÄR giebt ihr den Brief zurück. Dieser Brief ist ein schwacher Beweis.

FRAU VON HABICHT. Mir aber der stärkste. Zum Rauchfangkehrer. Kommen Sie liebster Marches! Sie geht mit ihm in ihr Zimmer.

HERR VON BÄR indem er ihnen folgt. Aber Euer Gnaden erlauben mir, nur eine kleine Vorstellung.[94]


Quelle:
Antonio Salieri: Der Rauchfangkehrer. Wien 1781, S. 92-95.
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