Achtzehnte Szene

[34] Müller. Käthchen. Therese.


THERESE. Mein Kind, komm heraus, Herr von Müller will mit dir was reden, was dir nicht unangenehm sein kann.

KÄTHCHEN. Herr von Müller! O liebe Mutter, da ist alles vergebens! Herr von Müller kann mir nichts Angenehmes sagen, außer daß er mich aufgibt und Sie nicht mehr um meine Hand quält.

THERESE. Das will er dir gerade sagen.

MÜLLER. Deshalb bin ich hiehergekommen.

KÄTHCHEN. Nun, so freut es mich. Jetzt muß ich aber wieder gehen, ich muß – Sie will gehen.

MÜLLER. Bleiben Sie noch einen Augenblick. Ich muß meine Unbesonnenheit wiedergutmachen, und niemand kann mir dazu behilflich sein als Sie.

KÄTHCHEN. Was soll ich denn tun?

MÜLLER. Ihr Herr Vater ist heute auf der Wache nächst den Weißgerbern – in dem Kaffeehaus habe ich für einige Bürger ein kleines Fest veranstaltet. – Und dieses Fest soll Ihren Herrn Vater überzeugen, daß ich ein gutgesinnter Mann bin. Dadurch versöhne ich ihn mit mir, und wenn er erfährt, daß ich Ihre Hand aufgegeben habe, so wird er meinem Verfahren keine eigennützigen Absichten unterschieben; Sie kommen mit mir und sagen ihm das selbst.

KÄTHCHEN. Ich mit Ihnen allein?

MÜLLER. Warum nicht – nicht wahr, Frau Mutter?

THERESE. O ja, warum nicht, meine Tochter?

MÜLLER. Die Überraschung wird für den Papa um so größer sein, als wir auf einem netten Schiffchen eine Spazierfahrt machen.

KÄTHCHEN. Zu Schiffe? Warum nicht gar! Über die Donau gibt es Brücken genug.

MÜLLER. Das weiß ich wohl, aber die Anstalten sind einmal so, wollen Sie mir einen Spaß verderben? Nicht wahr, Mama, Käthchen darf keinen Anstand nehmen.

KÄTHCHEN. Soll ich, liebe Mutter?

MÜLLER. Das hören Sie ja.

KÄTHCHEN. Nun gut, so will ich folgen. Sie gehen ab.


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 34-35.
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