Dreyundzwanzigste Scene.

[46] Der ganze Zug geht wieder zurück. Winter winkt mit dem Mantel. Die drey Statuen regen sich wieder.


WINTER. Es ist geschehen! Victoria!

ALLE. Hoch lebe das junge Brautpaar!

HALLER. Wie ist mir! Was geht in mir vor?

STADTDIRECTOR. Wo sind wir? Welche Empfindung?

JOSEPH. Wo sind wir? Welche Empfindung?

WINTER. Kraft dieses herrlichen Mantels sey alles für mich gestimmt, was da lebet. Rüstig ihr Herren, wechselt eure Heirathsbriefe und Familien-Contracte wieder aus. Emilie ist mein. Herr Vormund, mit Gold wieg' ich alle Vortheile auf, die man Ihnen anbiethen konnte. Hört es, Ihr Herren, Emilie ist mein, laßt mir Ihren Besitz ungetrübt, und ich schenke euch hohe Summen. Wo nicht, wo ihr zaudert, so stürz ich mit überirrdischer Macht dieses Gebäude ein, und begrabe euch unter seinen Ruinen –

FLEDERMAUS. Ich werde gleich ein Bissel donnern lassen, wie einer nur das Gesicht verzieht.

HALLER. Bin ich verzaubert? Umarmt Winter.[46] Welche Macht übt man über mich aus. – Zum Stadtdirector und Joseph. Ja, ja diese Verbindung geht zurück. Eine unsichtbare Gewalt wirkt auf mich. Hier, hier ist mein Sohn. Er zerreißt seinen Contract. Herr Stadtdirector, geben Sie mir mein Wort zurück; ich weiß nicht wie mir geschieht, aber mein Herz zieht mich plötzlich zu Heinrich.

STADTDIRECTOR. Unbegreiflich! Hier ist Zauberey – komm mein Sohn; laß uns diese Teufelskünste fliehen und auf Rache denken. Komm, Joseph, komm schnell fort. Aber ihr sollt es bereuen! Ab.

JOSEPH. Emilie! Sie haben meinen Fluch! Rache! Rache! schreckliche Rache! Ab.

FLEDERMAUS ruft ihnen nach. Sie, müssens nicht heirathen, wenn's keine Braut haben!

WINTER. Kehrt euch nicht an seine Reden. Laßt die Thoren laufen. O meine Emilie, o mein Vater! Auf Freunde, jetzt beginnt erst das Fest.

FLEDERMAUS. Rosel, heute feyern wir auch unsere brillantne Hochzeit; dein Husar hat den Laufpaß, du bist nun ganz mein, aber schon ganz! laß dir einen Kuß geben, du Rosel – Rosen meines Lebens. Er küßt sie mit komischer Gebärde und affektirter Schwärmerey. Auf, Musikanten, jetzt einen Tanz! –

HALLER. Ich bin so lustig, daß ich selbst springen werde wie ein Reh. Allons, meinen Leibtanz!


[47] Großer Gesellschafts-Tanz.


Chor.


Laßt das Brautpaar fröhlich leben,

Hoch laßt uns die Becher heben –

Vivala vivala va!


Tanz und Schmaus und Kuß und Freude

Wechseln rasch und schnell sich heut,

Vivala vivala va!


Während dem der Schluß-Chor angestimmt wird, tritt das Ballet-Corps ein. Es beginnen sechs Männer in rothen Scharlach-Uniformen, Schuh

und Strümpfen und Federhüten; die Weiber im schönsten Ballanzuge etc. einen gewählten

Tanz. Zuletzt Tableaux.


Ende des ersten Acts.
[48]

Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 46-49.
Lizenz:
Kategorien: