Zwölfte Scene.

[69] Rosel. Vorige.


ROSEL winkt dem Zacharisel. Du geh her da.

ZACHARIAS. Ew. Gnaden. Das Du hör' ich gar nicht mehr gerne.

ROSEL. Hör auf, du Einfaltspinsel, wie soll ich denn sagen zu dir?

ZACHARIAS. Sie, Musije ist meine Freude!

ROSEL. Laß dich nicht auslachen.

ZACHARIAS. Ja, Musije Bub ist mir das Liebste. Das klingt so nobl, so elegant!

ROSEL. Wo ist mein Bräutigam?

ZACHARIAS. Auf dem Ball mit seinen neuen Amouren.

ROSEL. Was?

ZACHARIAS. Ja, ja mit sechs Mädeln auf einmahl!

ROSEL. Und heute Mittag?

ZACHARIAS. Haben wir hier große Tafel g'habt, dort steht noch alles.[69]

ROSEL. Ich hab auf meinem Zimmer gegessen.

ZACHARIAS. Das weiß ich.

ROSEL. Hast du vielleicht vergessen, mich zu holen. Nun glaubt Treuhold gewiß, ich hab nicht kommen wollen, weil er mir immer vorwirft, daß ich mich unter die noblen Leut nicht finden kann.

ZACHARIAS. Gott bewahre! Lacht. Seitdem mein Herr Augen im Kopfe hat, schaut er andere hübsche Weibichen auch an.

ROSEL. Ist das wahr? Ach! Ich muß allein zu Hause bleiben, und mein künftiger Mann schwelgt mit andern –

ZACHARIAS. Wenn Sie's Geld mitnehmen, will ich Ihnen ausführen.

ROSEL. Unverschämter Bube! Schlägt ihn auf die Hand. Ich will dir Respect lehren! Ab.

WINTER steht bey dem Schlag auf. Was hat so geklatscht?

ZACHARIAS hält die Hand ins Gesicht. Ew. Gnaden, eine brennende Wachs-Kerzen ist mir in's G'sicht g'fallen und die hat so geklatscht. Halb laut für sich. Da hab ich's, die hat mich auszahlt. Wieder ein wahres Sprichwort: Wer die Wahrheit geigt, dem schlägt man den Fidelbogen ums Maul. Er hält sein Gesicht. Wenn heute Ohrfeigen im Kalender stünde, das wäre ein unglücklicher Tag![70]


Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 69-71.
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