Dreyundzwanzigste Scene.

[94] Fledermaus und Sophie.


FLEDERMAUS trocknet sich den Schweiß ab. Ich hab getanzt, wie noch kein Mensch, so lang der Langaus erfunden ist. Lieber Schatz, du vergibst schon, ich muß was aufsetzen. Da könnt' man ein rhevmatisches Kopffieber kriegen, daß es eine Freud ist! Komm her Kapperl! Er setzt die Wunderkappe auf. So, liebe Sophie, also mit meiner Rosel ist alles in Ordnung, das hab ich dir gesagt – ich bin srey und ledig, ich leb' nur für dich – du willst wir sollen reisen, gut, ich bin dabey; meinetwegen in die Türkey, wenns seyn muß.

SOPHIE. Nur fort von hier! nur fort. Es hält mich nicht länger mehr.[94]

FLEDERMAUS. Nach Italien; dort sollen die Guitarren auf den Bäumern wachsen; wir müssen als so lustige Leut, in ein musikalisches Land. Aber du – wir reisen doch allein?

SOPHIE. Ganz allein!

FLEDERMAUS. Mein guter Freund geht nicht mit uns! Ich habe bemerkt, daß du ihm so schön thust wie mir. Mädigen, solche Sachen muß ich mir verbitten. Ich muß eine Geliebte allein haben, sonst spiel ich lieber gar nicht.

SOPHIE. Für solche Beweise von Liebe, wie du mir gegeben, für solche kostbare Geschenke, bin ich auch dir nur gewogen.

FLEDERMAUS. Das will ich hoffen. Also auf ewige Verbindung! Schau, da steht Wein. Da trinken wir gleich drauf. Er schenkt Wein ein und reicht ihr einen Becher. Trink!

SOPHIE gierig nach dem Becher. Auf ewige Verbindung. Die deutschen Tänze fangen wieder an.

FLEDERMAUS trinkt. Hussa! Mir kommt's wieder in die Füße! Halt's eng z'samm! Er strampft. Noch ein Glas! Trinkt. Noch eins! Trinkt rasch und gierig. Mädel, jetzt mach dich reisefertig. Wenn der Deutsche gar ist, sind wir schon in Neapel beym feuerspeyenden Berg! Er taumelt und reibt sich die Stirne.

SOPHIE. Die Stunde naht! Sie entschlüpft.[95]


Quelle:
Bäuerle, Adolf: Doctor Faust's Mantel. Ein Zauberspiel mit Gesang in zwey Acten. Wien 1819, S. 94-96.
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