6. Wie das Kloster Trebnitz von Heinrich I., Herzoge von Schlesien, erbaut worden und seinen Namen erhielt.

[17] Herzog Heinrich der erste, auch mit dem Barte genannt, der Gemahl der frommen Hedwige, die in die Zahl der Heiligen versetzt und die Schutzpatronin Schlesiens ward, das sie einst milde beherrschte,[17] ritt in den waldigen Höhen, dort wo jetzt im Thale Trebnitz liegt, um zu jagen. Entfernt von seinem Gefolge, kam er in das Thal hinab und stürzte unvermuthet mit seinem Pferde in einen Sumpf; keine Möglichkeit sich zu retten vor sich sehend, wandte er sich, im inbrünstigen Gebet, an seinen Gott und Vater. Und der Engel des Herrn, gehüllt in die Tracht eines Köhlers, trat zu ihm, reichte ihm einen Baumast und rettete ihn. Da kniete der Herzog hin, dankte Gott und gelobte, ein Kloster an dieser Stelle zu bauen. So entstand das Jungfrauenkloster Trebnitz, das so reichlich beschenkt und begabt ward von dem milden Herzoge und seiner frommen Gemahlin, daß, als er die Nonnen fragte: »ob sie noch etwas verlangten?« sie antworteten: »wir bedürfen nichts,« und davon erhielt es seinen, dies auf Pohlnisch bedeutenden, Namen Trebnitz. Man sang einst ein altes Volkslied über diesen Vorfall, das da lautet:


Der edle Herzog Heinrich zu Pferd'

Stürzt in den Sumpf gar tief, tief, tief.

Seines Lebens er sich schier verwehrt',

Als Gott seinem Engel rief, rief, rief.


Der Engel nahm ein' Köhlertracht

Und trat zum Sumpf hinan, an, an,

Und schnell dem Herrn ein Aestlein bracht:

»Da halte der Herr sich dran, dran, dran.«
[18]

Und als der Herzog g'rettet war,

Da kniet' er freudig hin, hin, hin:

»O Herr, wie ist es wunderbar,

Daß ich gerettet bin, bin, bin!«


»Und bin ich dann gerettet nu,

Bau ich ein Kloster dir, dir, dir;

Daß man dir dien' in Fried und Ruh

Auf diesem Flecklein hier, hier, hier.«


Das Kloster war gar schön gebaut,

Deß freut' sich, wer es sah, sah, sah.

Und manche fromme Gottesbraut

Kam hin von fern und nah, nah, nah.


»Was b'gehrt ihr edle Jungfraun mehr?«

Der Herzog fragt sie dann, dann, dann.

»Wir b'dürfen nichts und nimmermehr,

Dieweil wir alles ha'n, ha'n, ha'n.«


»Und weil euch denn nichts Noth mehr ist,

So sei denn dieser Nam', Nam', Nam':

Trebnitz, das heißt: wir b'dürfen nichts:«

Den Namen es bekam, kam, kam.


Quelle:
Johann Gustav Büsching: Volks-Sagen, Märchen und Legenden. Leipzig 1812, S. 17-19.
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