42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt.

[187] Landgraf Ludwig der Eiserne von Thüringen verirrte sich einst auf der Jagd im Walde, als er[187] sich auf derselben bis in die Nacht aufgehalten hatte und kam, durch die Wahrnehmung eines Feuers, bis in die Ruhl. Daselbst ging er, unbekannt, in eines Jägers Kleid, vor eines Schmidts Haus und suchte Herberge. Der Schmidt äußerte seinen Unwillen, da er vernommen, der Herr gehöre zu des Landgrafen Jagdgefolge, daß der Landgraf seine Leute mit der Jagd bis in die späte Nacht quäle und sagte daher voll Unmuth: »pfui des Landgrafen!«

Bei dem Ambos erzählte er, wie die Einwohner durch des Landgrafen unersättliche Beamten sehr ausgesogen würden und auf ihre Beschwer und Klagen keine Antwort, viel weniger Linderung, erhielten. Die Ritterschaft spottete des Herrn und hielte ihn für einfältig. So oft der Schmidt nun mit dem Hammer auf das Eisen geschlagen, soll er, unwissend, daß dieses der Landgraf wäre, allezeit gesagt haben: »nun werde hart, werde hart, Landgraf, siehst du nicht, wie deine Räthe die Unterthanen so unbarmherzig plagen.«

Dieses soll der Landgraf zu Ohren und Herzen genommen und die Räthe zur Rede gesetzt, die Adlichen aber gebührend gezügelt haben.

Quelle:
Johann Gustav Büsching: Volks-Sagen, Märchen und Legenden. Leipzig 1812, S. 187-188.
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