252. Die unbekannten Kapuziner.

[241] Lange Zeit hindurch flogen jährlich, an einem bestimmten Tage, drei Raben auf das Dach der Pforzheimer Schloßkirche. Nachdem sie vierundzwanzig Stunden da gesessen, kamen zu der Kirche drei Kapuziner, öffneten sie mit einem Schlüssel, gingen hinein und schlossen die Thüre wieder zu. Sobald die Kapuziner in der Kirche waren, flogen die Raben davon. Jene untersuchten darin einen Platz des Bodens, ob auf ihm noch alles beim Alten sei, dann knieeten sie dort nieder[241] und beteten stille. Etwa nach drei Viertelstunden verließen sie die Kirche, deren Thüre sie wieder verschlossen. Jedesmal machten sie es so, es mochten Leute zugegen sein, oder nicht; denn sie beachteten niemand und sprachen selbst miteinander keine Silbe. Ob es Menschen oder Geister, wußte man ebensowenig, als woher sie kamen und wohin sie gingen. In der neuern Zeit lassen weder sie noch die Raben sich mehr sehen.

Quelle:
Bernhard Baader: Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. Band 1, Karlsruhe 1851, S. 241-242.
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