III

[55] Seltsame Dinge begaben sich im Hause Flamettis. Ein Brief kam an von Mechmed. Darin stand:


›Mein lieber Freund!

Ein schamloser Verdacht! Ich sitze hier in den Händen der Polizei und kann nicht heraus. Mein ganzer Besitz, einige Kilo Haschisch, konfisziert. Was wollen sie von mir? Ich habe keine Schuld an dem Anlaß. Hilf, Bruderherz! Im Namen der Freundschaft. Mechmed sitzt in den Händen der Polizei. Die Hände der Polizei geben schlechtes Essen und kein Luft. Und die Seele schreit mit dem Dichter:


Eilende Wolken, Segler der Lüfte,

Wer mit euch wanderte, wer mit euch schiffte!


Dein Freund Mechmed.‹


Und da der Brief keinen Stempel der Bezirksanwaltschaft trug, wußte Flametti, daß Mechmed seinem Handwerk treu geblieben war, würgte ein schadenfrohes Gelächter und beeilte sich, seine Probetüten zu Mutter Dudlinger beiseite zu schaffen.

Und ein zweiter Brief kam an; für Frau Häsli; den sie vorlas mittags bei Tisch. Darin stand:

›Mein heißgeliebtes Herz!‹

»Hört ihr?« rief sie, »›heißgeliebtes Herz‹ schreibt der Narr!«

›Mein heißgeliebtes Herz!

Sie haben mich genommen, ...‹

»Bein Militär«, erklärte sie.

› ... und es geht mir hier sehr gut. Ich habe acht Tage Dienst zu machen. Dann werde ich beurlaubt. Nichts ist's mit dem Jodeln. Ich blase die Trompete, trotz meiner Zahnlücke ...‹[55]

»Er blost, er blost«, schrie Frau Häsli und versuchte, den durch die Zahnlücke blasenden Gatten mit schief gezogener Schnauze zu vergegenwärtigen.

»Ich blase die Trompete und der Hauptmann ist sehr zufrieden mit mir. Strenger Dienst, und ich denke Dein in Liebe. Bleibt mir treu ...«

»Toni, bleib' ihm treu!« schwadronierte die Alte.

›Bleibt mir treu und ehret mein Angedenken.‹

Frau Häsli machte eine verdutzte Pause. »Ehret mein Angedenken?«, wiederholte sie befremdet. Dann auf jedes seiner Worte deutend:

›Meine Blicke ruhen auf euch und verfolgen jeden euerer Schritte.‹

»Jawohl«, bemerkte Frau Häsli, »da kannst du lange verfolgen, mein Lieber! Hähä! Seine Blicke verfolgen uns! Ja, übermorgen! Blos du die Trompet'! Er blost die Trompet'! Der Häsli blost und seine Schritte verfolgen uns!«

›Süße, geliebte Lotte‹,

fuhr sie fort,

›schick' mir ein Paar warme Unterhosen und schreibe mir ausführlich! Ich sehne mich nach euch und zähle die Tage bis zu meiner Rückkehr.‹

»Gott sei Dank!« sagte Frau Häsli und schob den Brief in ihren Brustlatz, »jetzt ham sie ihn. Sollen ihn nur recht zwiebeln. Ich werd' dem Hauptmann schon schreiben, daß er ihn sobald nicht wieder losläßt. Wie gesund der ist, wenns ans Prügeln geht! ›Heißgeliebtes Herz!‹ Ja, Scheibenhonig!«

Und ein dritter Brief kam an, für Flametti, aus Basel. Darin stand:


›Werter Freund und Kupferstecher! Flametti!

Indem uns Deine Karte sehr gefreut hat, hätt'st auch einen Brief schreiben können. Damit man weiß, was ihr bringt en détail. Ich bin bereit, Dich zu akzeptieren für die fragliche Zeit und wenn ihr gefällt, dann noch länger. Die Alte kommt zu euch hinübergerutscht für einen Tag, weil sie noch andere[56] Affären hat, und dann könnt ihr einig werden. Die Alte läßt grüßen. Grüß auch Jenny und bringt was rechtes mit.

Sacré nom du dieu!


Dein Fritz Schnepfe und Frau,

Varietélokal, Basel.‹


Und Flametti nahm den Ausbrecherkönig beiseite und sagte: »Komm' mit!« Und sie gingen zum Einkauf und brachten zurück: Fünf Bettvorleger aus getigertem Fell und eine Negerlanze von den Sunda-Inseln, die sie erstanden hatten bei Herrn C. Tipfel, Antiquariat, wo Briefmarken, Seesterne und Smaragdkristalle in schillernder Auswahl das Schaufenster zierten.

Und überhaupt: eine gesteigerte Tätigkeit bemächtigte sich Flamettis. Leben kam in die Bude.

Niemand außer Jenny und Engel wußte, was die fünf Bettvorleger sollten. Aber sie waren da und jedermann, der zum Ensemble gehörte, mußte mit den Händen drübergestrichen und sie für gut befunden haben.

Sie blieben zunächst im Eßzimmer liegen. Sechs Franken neunzig das Stück. Fünfunddreißig Franken die Partie.

Und Flametti richtete sein Schreibzeug her und nahm den Kapellmeister beiseite und sagte: »Herr Meyer, morgen nachmittag fünf Uhr: Soloprobe. C-Dur.« Und machte mit zappelnden Wurstelfingern die Bewegung heftigen Klavierspielens.

Und kaufte sich einen neuen Schlips, ein Franken fünfundsiebzig, schwarz, beim ›Globus‹.

Und der Herr Coiffeur Voegeli kam zu Besuch, eines Nachmittags, und man servierte ihm im Schlafzimmer Wein, und Fräulein Rosa mußte ihn unterhalten, weil Jennymama keine Zeit hatte, sondern roten Biber einkaufen gehen mußte, um aus den Bettvorlegern durch Aufnähen der Felle auf den roten Biber Kostüme zu fertigen von wilder, unerhörter Farbenpracht.

Und Herr Voegeli revanchierte sich für den liebenswürdigen Empfang so brillant, daß Jennymama in der Lage war,[57] sich einen totschicken Abendmantel zu kaufen, den sie zu tragen gedachte zur Premiere.

Und siehe da: zwei junge Damen kamen, aus Bern, zu Fuß, eine schöner als die andre. Das waren Fräulein Güssy und Fräulein Traute.

Fräulein Güssy lang, überlang, so was Langes haben Sie noch nicht gesehen. Vorne platt wie ein Nudelbrett. Mit langen Zugstiefeln, großen dunklen Kuhaugen und langen, wehenden Armen: zwanzig Jahre. Fräulein Traute kräftig, rosenrot, Hakennase. Stets kichernd und schamrot über den eigenen Busen, der prall und anbötig vorn abstand, und den sie stets eifrig bedacht war, mit beiden Händen über die Hüften hinunterzuglätten: achtzehn Jahre.

Und Flametti sah sie an mit einem Auge voll Wohlgefallen beide. Und all dies Weiberfleisch wurde einquartiert zu Fräulein Rosa, hinter den Bretterverschlag, zu den Turteltauben; wurde als Lehrkraft dabehalten, und suchte sogleich mit Eifer sich nützlich zu zeigen.

Und Besuch kam nachmittags: Fräulein Raffaëla, Tänzerin, und Fräulein Lydia, Tänzerin; beide vom Zirkus. Mit ihrer gemeinschaftlichen Mutter Donna Maria Josefa.

Donna Maria Josefa war eine sehr preziöse Dame. Sie setzte beide Hände trommelnd auf die Tischplatte und ließ ihre Augen schweifen, ohne den Kopf zu bewegen.

Ihre Nase war etwas gerötet von Frost. Ihr Gesicht beherrscht. Ihre schmalen, behaarten Lippen verbargen ein Gebiß, das mit wahren Haifischzähnen besetzt war.

Man stellte vorsichtig Kaffee vor sie hin, und die beiden Töchter setzten sich zu ihrer Seite, je rechts und je links, und sagten:

»Mama, ach Mama! Mama, nimmst du Zucker? Mama, nimmst du Milch? Mama, nimmst du Zwieback? Mama, nimmst du Honig oder Gelee?«

Und Flametti sagte: »Jaja, Frau Scheideisen!« So hieß Donna Maria Josefa mit ihrem Privatnamen.[58]

Und Jenny schob ihr in einem fort Zwieback hin und sagte zu den Töchtern:

»Greif zu, Raffaëla! Greif' zu, Lydia!« wie zu alten Bekannten.

Und Donna Maria Josefa trommelte mit den Fingern, als säße sie bei einer Eröffnungs-Gala-Festvor stellung an der Kasse. Und lächelte gemessen, wenn man höflich war.

Das Ganze aber hatte Flametti, wahrlich nicht übel, arrangiert und eingefädelt, um die alte Häsli ein wenig in Schach zu halten, die üppiger wurde von Tag zu Tag. Die saß jetzt auch am Kaffeetisch und platzte vor anerkennender Bewunderung beim Anblick der Goldknöpfe von Donna Maria Josefas Blusenbusen.

Es begab sich aber, daß auch zwei Detektivs erschienen, eines Nachmittags – schon wieder, Kreuzdonnerkeil! –, an die Türe klopften, ganz sachte, und Flametti zu sprechen wünschten, zwecks einer Auskunft.

Und er ging hinaus vor die Tür, nahm die Detektivs in die Küche und verhandelte mit ihnen.

Und eine innere Stimme sagte Flametti: Verdirb dir's nicht! Häng' sie nicht vors Fenster, sondern mach' Ihnen Vorschläge zur Güte!

Und das tat er auch. Aber es nützte nicht viel. Noch immer wegen der Quittung.

Und er stieß die Tür auf und kam hereingestürzt in die Stube, schloß seine Hauptkasse auf, stürzte den Inhalt auf den Eßtisch und schrie sehr erregt zu den skeptisch nachfolgenden beiden Beamten:

»Was wollt ihr denn? Seid doch vernünftig! Kann ich denn zahlen? Seht selbst! Habt doch in Teufelsnamen ein wenig Geduld! Da ist mein Ensemble ...«

»Jenny, Rosa, Güssy, Traute!« rief er, und die kamen von rechts und links, im Unterrock, mit offenen Haaren, mit Lockenschere, Schuhknöpfer und Seifenhänden ...

»Da ist mein Ensemble«, rief er, und zerrte die Damen[59] mit langen Armen zu sich heran, »man arbeitet doch! Man rackert sich ab! Man studiert, simuliert! Man zahlt seine Steuern, man tut sein Möglichstes ...«

Aber die Beamten blieben trotz allem skeptisch. Und es ist nicht einmal unwahrscheinlich, daß der Anblick so unterschiedlicher Frauenspersonen, in Halbtoilette um einen einzigen Mann gruppiert, ihr Mißtrauen noch bestärkte. Sie notierten sich etwas und man begab sich zum zweitenmal in die Küche. Jetzt handelte sich's um den Mechmed.

»Haben Sie einen Türken gekannt: Ali Mechmed Bei?«

»Ja.«

»Haben Sie mit ihm in Geschäftsverbindung gestanden?« »Nein.«

»War Ihnen bekannt, daß er mit Kokain, Opium und Haschisch handelte?«

»Ja.«

»Nehmen Sie selbst Opium?«

»Nein.«

»Haben Sie Kommissionsdienste für ihn übernommen?«

»Nein.«

»War Ihnen bekannt oder mutmaßten Sie, daß seine Waren geschmuggelt waren?« »Nein.«

»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?« etc.

Flametti gab Antwort auf all' diese Fragen nach bestem Wissen und Gewissen. Denn er hatte nichts zu verbergen. Aufgeplustert vor Wut und verlegen wie ein Schuljunge.

Und sie nahmen ihn nicht in Haft. Und wegen der Quittung würde er eine Vorladung bekommen zwecks Auseinandersetzung seiner Vermögenslage.

Flametti wurde furchtbar nervös im Lauf dieser Tage. Offenbar: große Dinge standen bevor. Wichtige Dinge. Geheimnis tut not, wo Schicksale schweben. Störung ist fernzuhalten.

Noch kannte Flametti von dem neuen Ensemble, das Herr Rotter ihm zugesagt und bestimmtest versprochen hatte, nicht[60] viel mehr, als daß die Musik in C-Dur ging; daß es voraussichtlich ›Die Delawaren‹ hieß, und daß er selbst, Flametti, den Häuptling Feuerschein vorstellen würde, mit Lanze, Pfeilen und Tomahawk.

Aber gerade die letztere Aussicht, die Rolle des Häuptlings Feuerschein, die Flametti bevorstand in den Prachtworten, die Herr Rotter sicherlich für ihn finden würde; im exotischen Aufputz voller Glut, Farbenpracht und Majestät; – Adlerfedern über den Rücken hinunter; Sandalen unten, Hakennase oben – veränderte gewissermaßen Flamettis Gesichtskreis und seine Lebensnuance.

Jetzt erst verstand er, weshalb ihm zuletzt das ganze Ensemble, Auftreten und Spielen verleidet gewesen; weshalb ihm all' seine letzten Tableaus so seicht, geistlos und platt erschienen. Schon diese Titel: ›Die Modeweiber‹, ›Die Nixen‹, ›Die Nachtfalter‹! Was konnten sie einem geben? Weiberzeug, süßlicher Schnack. Kitsch, Bruch.

Widerwillig hatte Flametti sie Abend für Abend im Repertoire geführt. Löckchen, Gefältel, Plissées, Frou-Frou –: er konnte nicht mehr. Er empfand einen Brechreiz. Und die Weiber waren dabei immer aufdringlicher geworden. Was Wunder! Sie standen im Mittelpunkt.

Dagegen: ›Die Delawaren‹! Wie das klang! Stierig, männlich, farusch, imposant! Das war eine Sache. Das schuf Respekt. Da ließ sich was ahnen!

Flamettis Benehmen wurde, schon jetzt, simpler, beruhigter, breiter. Seine Energie zäher, verbissen. Sein Selbstgefühl mächtig. Die Löwenbrust wölbte sich. Wenn er die Hand auf den Tisch legte, zitterte dieser. Früher hatte er nicht gezittert. Wo Flametti hingriff, wuchs jetzt kein Gras mehr. Wen Flametti ansah, zuckte zusammen, erbleichte.

Er ließ, im Geist, seine Freunde Revue passieren und beschloß, zu lieben und hassen nur noch tödlich. Früher hatte er mit sich reden lassen.[61]

Er beschloß, alle minderen Qualitäten aus seiner Gepflogenheit auszumerzen. Beschloß, seine Gastfreundschaft auszudehnen und selbstverständlicher zu gestalten. Beschloß, mehr zu sitzen, zu liegen. Weniger Aufregung, mehr Schwere und Weihe.

Seine Leidenschaft für Narkotika und für Alkohol solle befestigt werden. Opium: sehr gut. Feuerfressen: sehr gut. Das paßte. Und er beschloß, die Feuernummer von nun an wieder öfter und mit mehr Finsternis in der Geste zum Vortrag zu bringen.

Nicht soviel Anpassung. Mehr Würde. Magie. Nicht soviel Worte. Mehr lautlose Tat. Im ganzen: Vereinfachung. Wucht.

Und eines Morgens, als Flametti, in Träume versunken, vor die Tür seines Wigwams trat, im vollen Waffenschmuck, mit vergifteten Pfeilen; den Rauch seiner Pfeife blasend nach den vier Windrichtungen: erhob sich ein solches Gekreische, Gelächter und Girren im Lattenverschlag bei den Tauben, daß Flametti beschloß, ein Exempel zu statuieren.

Heraus sprang Feuerschein aus dem Bett, im Hemd, mit Bravour, und hinüber zum Lattenverschlag.

Das Weiberfleisch balgte sich in den Betten.

Drein fuhr Flametti mit derber Hand und lüpfte die Decke.


Es leuchtet der Mond in der Gondelnacht

Blank, blänker, am blänksten.


Und Flametti griff zu und es klatschte.

Und die Lange flüchtete aus dem Bett. Und die Dralle mit dem geschamigen Busen schrie. Und die, die es traf, Rosa, die Sklavin, rang die gefalteten Hände, und flehte und sträubte sich fruchtlos gegen die sehnigen Häuptlingsarme.

Stolz kehrte Flametti zurück, die Brust geschwellt von männlichem Furor, die Augen gerollt vor strahlender Lust, und sagte zu Jenny, die neben ihm lag: »Die sollen mich kennenlernen!«[62]

Neueinstudierungen wurden angeordnet unter Jennys Leitung, weil Max anderweitig beschäftigt war. Alte Kostüme wurden, unter Beteiligung der Lehrkräfte, repariert und aufgebügelt. Die neuen Kostüme probiert.

Und auch die Damen Jenny und Laura bekamen jetzt Lanzen, aus Besenstielen, rundum bemalt, gelb, grün und blau. Oben eine Spitze aus Goldblech.

Und damit auch das übrige Ensemble nicht müßig ging, hatten Engel und Bobby Beleuchtungsproben mit bengalischem Rot, wozu sie die Pfanne und Pulver besorgen mußten.

Herr Arista studierte ein neues Lied:


›Nur immer raus damit, nur immer raus damit!

Wozu haben wir's denn? Na ja!‹,


was sich auf seinen Busen bezog.

Auch die Häslis hatten für neues Programm zu sorgen und studierten mit dem Pianisten das interessante Terzett ›Schackerl, Schackerl, trau di net!‹, das Frau Häsli ausgesucht hatte, an dem sich aber nach seiner Rückkehr vom Dienst auch Herr Häsli beteiligen sollte.

Es war offensichtlich Flamettis Ehrgeiz, aus der Premiere dieser ›Indianer‹ einen Festzug zu machen, ein Ruhm- und Gedenkblatt für sich und das ganze Ensemble.

Wer weiß, was für Intentionen mehr er damit verband, was für Erbauungen und Hintergedanken! Soviel Sorgfalt wie auf dieses Ensemble hatte er noch auf keines verwandt. Soviel Aufwand und Wichtigkeit waren kaum zu erklären.

Ein Plakat ließ Flametti entwerfen von einem ersten Maler der Fuchsweide. Darauf stand in Majuskeln: »Die Indianer.«

Abgebildet war Flametti als Häuptling Feuerschein in vollem Federnaufputz, Rothaut über und über, mit Ohrringen, Funkelaugen und einer Kette aus Bärenzähnen.

Darunter aber stand: ›Alleiniges Aufführungsrecht: Flamettis Varieté-Ensemble.‹

Hinging Max zu Herrn Fournier, dem Vorstand der Eisenbahner-Kapelle, und fragte ihn, ob er bereit sei, mit fünfzig[63] Mann Blasorchester zur Stelle zu sein. Und welche Konditionen.

Vorsprach Flametti beim Beizer und legte ihm den Gedanken nahe, um Freinacht und Tanz einzugeben bei der Polizei, was Herr Schnabel zwar überrascht, aber bereitwillig versprach. Er hatte ja keine Ahnung.

Und zur festgesetzten Stunde traf Flametti Herrn Rotter im Terrassencafé.

Der Rotter war elegant wie immer. Er las gerade die ›Daily Mail‹ – ob er das konnte? Ob das nicht Getue war? –, lud Flametti mit einer raschen, geschickten Handbewegung ein, Platz zu nehmen, setzte den Kneifer vor seine lidlosen, entzündeten Augen, rieb sich die Nase und zückte das Manuskript aus der Mappe.

Flametti bestellte ein Pilsner, und dann befummelten sie die Affäre.

»Also sieh her, Flametti!« sagte Herr Rotter, »das ist der Dreck.« Dabei wog er das Manuskript auf der Hand.

Flametti beugte den Oberkörper herunter aufs Knie und rauchte Zigarre.

»Also es ist so: ›Die Delawaren‹. Du machst den Feuerschein. Die andern, die Weiber, fünf Stück, machen die Bande. Ausstattung: Fellkostüme, wie gesagt, Lanze, Tomahawk, Kopfaufputz. Musik: C-Dur. Beleuchtung: Rot. Einstudieren mußt du's selbst. Hier ist der Text.«

Flametti bemerkte sofort, daß Herr Rotter Eile hatte, und beeilte sich seinerseits, aus der Brusttasche einen Fünfzigfrankenschein in Bewegung zu setzen, der als Honorar vereinbart und von Mutter Dudlinger mit riskierender Teilnahme vorgestreckt worden war.

»Hier«, sagte Flametti, indem er den Schein auseinanderfaltete, »jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert.«

»Ah was, Bagatelle!« sagte Herr Rotter und steckte den Schein nachlässig in die Rocktasche.

Flametti hatte sofort das Gefühl: »der ist das Einheimsen gewohnt!«[64] und erinnerte sich jener erstaunlichen Fertigkeit, mit der Herr Rotter im Germania-Cabaret die Pausen füllte durch Selbstverkauf seiner ›Gesammelten Werke‹.

Flametti nahm das Ensemble jetzt an sich mit beiden Händen und begann zu lesen.

»Na, kannst es zuhaus in Ruhe studieren!« meinte Herr Rotter, »es klappt. Sei versichert!«, und intonierte probeweise die erste Strophe.

Flametti gingen die Augen über vor Bewunderung.


›Die letzten von dem Stamm der Delawaren,

Die Kriegerscharen

Der Delawaren – – – –‹.


Ausschritten die Rhythmen in gravitätischer Folge.

Flametti fühlte, wie seine Nase schärfer wurde, energischer: eine Adlernase. Seine Augen kühner, verwegener, sprühend. Er fühlte die Lanze in seiner Faust. Die Federbüschel liefen ihm kalt über den Rücken hinunter. Sein Unterkiefer schob sich vor in bestialischer Vehemenz.

Der Ober, beladen mit einem Pack Zeitungen und einem Cafécrème, schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch und stieß an den Stuhl. Flametti wäre ihm knapp an die Gurgel gefahren. So schreckte es ihn aus der Illusion. »Klappt alles. Unbesorgt!« versicherte Rotter.

»Hören Sie zu«, sagte Flametti, »ich hab' ein Plakat machen lassen: ›Die Indianer‹. Großartig, imposant. Dreißig Franken. Beim Lemmerle. Kennst ihn doch!«

»Schon gut! Mach' was du willst mit dem Dreck!« sagte Herr Rotter und drückte den Klemmer fest. »Ist ja nicht mein Beruf. Macht man so nebenbei.«

»Schau«, meinte Flametti treuherzig und verlegen, »mich packt's. Mußt nicht so sprechen. Mir tut's weh. Mich freut's halt. Akkurat weil du mir die ›Indianer‹ gemacht hast. Siehst du, ich hätte dir auch einen Hunderter gegeben, wenn du's verlangt hätt'st.«

Rotter kraulte sich mit dem Taschentuchzipfel im Nasenloch[65] und sah über den Kneifer weg Flametti an, als traue er seinen Ohren nicht.

»Wirst mal sehen«, meinte der, »wenn die Beleuchtung dazu kommt, Musik, Reklame, der ganze Klimbim!« Und er versuchte, durch gleichzeitige Anspannung aller Gesichtsmuskeln, Wackeln der Ohren, vorgeschobenen Unterkiefer, Hochziehen der Brauen, einen Begriff zu geben von der Schlagkraft der Dinge, die dann kommen würden.

»Apropos«, behielt Rotter sich vor, »bei der Hauptprobe will ich dabei sein. Damit ich auch sehe, was ihr draus macht.« »Sowieso«, beruhigte Flametti. Und um zuverlässig zu beweisen, daß das Ensemble in guten Händen sei: »Fünfzig Mann Blasorchester!« Und nahm einen tiefen Schluck Pilsner.

»Das ist alles nichts«, meinte Rotter, »wenn ihr den Schick nicht trefft. Wenn das gewisse Etwas fehlt.«

»Es kommt«, versicherte Flametti, »da ist das Wort zuviel.«

»Na, wollen mal sehen«, schloß Rotter und griff nach der ›Daily Mail‹.

Flametti fühlte sich unbehaglich.

»Zahlen!« rief er, »hab's pressant!« und der Kellner kam, und Flametti reichte Herrn Rotter indianisch die Hand, sagte »Salü!« und »Merci!« und ging. Ein unerhört despektierliches Wort unterdrückte er, als er das Lokal verließ. Zu Hause aber warf er sich aufs Sofa und las. Las mit immer wilderem Entzücken, immer hellerer Begeisterung. Las das Ensemble von A bis Z, ertrank darin; ritt, galoppierte, rasselte, tobte; donnerte, blitzte und fluchte; strahlte und weinte, lachte und staunte.

Setzte sich hin und schrieb mit kalligraphischen Lettern, Silbe klar an Silbe reihend – er war ja der Sohn eines Lehrers – die Rollen heraus.

Sprechproben wurden angesetzt; Ensembleproben. Die Rollen wurden verteilt. Persönlich probte Flametti vor dem Spiegel.

Probierte mit den Mädels, teilte Ohrfeigen aus, rannte Köpfe an die Wand; schrie, brüllte und fluchte.[66]

Konnte gar nicht Worte genug finden, sein Erstaunen über die Borniertheit dieser Weiber, Jenny und die Soubrette mit eingeschlossen, kundzugeben.

Es ging denn auch rapid vorwärts. Nach drei Tagen saß schon der Text. Nach weiteren drei Tagen saßen auch die Bewegungen, Auf- und Umzug des Ensembles auf der Bühne.

Was hatten die armen Weiber alles für Vorstufen durchzumachen, bis sie wirkliche, richtige, echte Indianer waren! Kalb, Ochs, Esel, säbelbeiniges Frauenzimmer, Schmerbauch, Mistvieh, Bauer! Was alles mußten sie anhören in hartem Ringen um die Kunst!

Und erst die Bewegungen! Bis die saßen! »Links! Links! Links herum, Stoffel!!!« ... »Vor, die Lanzen! Hoch den Tomahawk! Runter aufs Knie!« ... »Um mich herum! Vor mich hin! Ich beschütze euch!« ... »Apotheose! Verklärung! Verklärte Augen sollst du machen, Mistvieh damisches!« – Und die Musik, bis die saß! »Hörst du denn nicht?? Sperr' deine Löffel auf! Wozu hast du denn deine Windfänger! Die Nasenlöcher kannst du doch auch aufsperren!« ... »Den Allerwertesten werd' ich dir treffen, wenn du nicht aufpassen willst. Himmelherrgottsakrament, sperr' deine Ohren auf!!!!«

Aber dann ging's auch wie am Schnürchen, nach sechs Tagen, und alle waren des Lobes voll und bekamen allmählich Geschmack an der Sache und machten die Bewegungen von selbst; auch bei Tisch, beim Zubettgehen, beim Morgenkaffee; im Hemd und in Unterkleidern. Sangen, pfiffen und trällerten die Musik vor sich hin, die Herr Meyer feinsinnig aufgefaßt hatte und kongenial wiedergab.

Und Flametti studierte solo mit Meyer ein: den Auftritt des Häuptlings.

Unten in der Musik muß es donnern und blitzen: Brwrr, brwrrrr, worgeln und tremolieren. Dann muß die rechte Hand höherlaufen. Feuerschein kommt von links, späht durch das Kulissenfenster der Bauernstube, drohend, erschrecklich, in hohem, dämonischem Federnschmuck, mit der Lanze. Kommt dann[67] heraus auf die Bühne, vorsichtig, schleichend, verfolgt, den Kopf spähend vorgestreckt, die Halsmuskeln gespannt, den Tomahawk mordbereit. Verschwindet unter Donner und Blitz der Musik in der Kulisse rechts. Es beginnt das eigentliche Ensemble. C-Dur. Andante. Mächtig und breit: Auf dem Kriegspfad:


›Die Letzten von dem Stamm der Delawaren,

Die Kriegerscharen

Der Delawaren ...‹


Dann haben zu singen die Weiber, mit vorstellender Handbewegung zu Flametti gewandt:


›Der tapfre Häuptling Feuerschein ...‹


Und Flametti antwortet mit stolz erhobenem Haupt und gestrafften Zügen:


›Mit seinen wilden Mägdelein ...‹


Dann tutti, zum Publikum gewandt mit dargebotener Rechten:


›Entbieten euch die Freundeshand

Zum Gruß. Schlagt ein!‹


An den Türken dachte Flametti nicht mehr, seit er Indianer geworden war. Aus dem Opiumhandel war nichts geworden. Desto besser. ›Wenn nicht, dann nicht!‹ hieß es in einem Couplet der Soubrette.

Dafür hatte Flametti jetzt selbst einen Harem, und gewissenhaft war er darauf bedacht, seiner Illusion Greifbarkeit zu verleihen. Einteilte er seinen Wigwam in drei Gemächer.

In der Mitte die Stube wurde das Häuptlingszelt, wo man Beratung pflog, Botschaften empfing, Mahlzeiten einnahm, Siesta hielt. Das Schlafzimmer rechts davon ward zum Gemach der obersten Lieblings- und Hauptfrau. Der Bretterverschlag links Kemenate der Favoritinnen und Nebenfrauen.

Das ideal in der Mitte gelegene ›Hauptgemach‹ erregte zwar den heftigen und unverhohlenen Widerspruch der Lieblings- und Hauptfrau, aber Flametti ließ sich nicht beirren, und bald hatte er es denn auch dahin gebracht, den Begriff seiner männlichen Würde und Überlegenheit von den Kebsweibern akzeptiert[68] zu sehen. Und es war ein zwar ungewöhnlicher, aber in seiner Totalität strammer Anblick für Mutter Dudlinger, eines Tags den Häuptling in vollem Kriegsschmuck zu finden beim Anprobieren der fertigen Fransenhosen, um ihn herum die Haupt- und die Nebenfrauen, hockend mit Herstellung kleiner roter Lämpchen beschäftigt, die dazu bestimmt waren, von den Delawaren auf dem Kriegspfad an langen Schnüren als Beleuchtungskörper geschwungen zu werden. Herr Schnabel, der Wirt, hatte sich nämlich das bengalische Pulver verbeten, des unbändigen Gestanks wegen, den die beiden Feuerwerker schon auf der Probe damit hervorgebracht hatten.

Solcherlei Zurüstungen konnten der Konkurrenz nicht verborgen bleiben.

Der Neid war grenzenlos. Die Versuche, Flametti das Wasser abzugraben, gingen ins Lächerliche.

Pfäffer zeigte an:

›Die exzentrische Schwiegermutter oder eine Nacht am Orinoko. Posse in drei Akten!‹

Einen absonderlichen alten Onkel mit Botanisierbüchse und rotem Regenschirm sollte Fräulein Mary singen, eine zwar nicht mehr jugendliche, aber sympathische Darstellerin, von der Jenny beruhigt voraussah, daß sie mit ihren Beinen eines alten Kaleschengauls, abgewetzt, knollig und dürr, notwendig müsse Fiasko machen.

Ein andrer Direktor begann ebenfalls ›Indianer‹ einzustudieren, die er ›Komantschen‹ nannte. So daß Flametti sich genötigt sah, unter das Plakat des Herrn Lemmerle noch setzen zu lassen: ›Jede Nachahmung verboten! Wer die Idianer nachmacht, wird gerichtlich verfolgt!‹

Den Vogel aber schoß Ferrero ab. Unter Zuhilfenahme maßloser Reklame zeigte er an: ›Lullu Cruck, König aller Bauchredner! Man lacht, lacht, lacht!‹

»Krampf!« lachte Flametti, »Macht er ja selbst.«

Flamettis Selbstgefühl erreichte den Gipfel. Und als eines Tages die Zusage des Herrn Fournier eintraf wegen der fünfzig[69] Mann Blechmusik; als Herr Schnabel die Erlaubnis vorzeigte für Freinacht und Tanz; als endlich die Hauptprobe angesetzt werden konnte, da fand er sogar den Mut, dem Rotter die Spitze zu bieten. Und das war gut, denn um ein Haar wäre durch Rotters provozierendes Benehmen noch auf der Hauptprobe alles gescheitert.

Haltlos ironisch, wie es seiner Gemütsart entsprach, kam Herr Rotter am Tage der Hauptprobe an in Lackstiefeletten und Streifenhosen, den Koks keck auf den Kopfwirbel geschoben: Dandy, Genießer und Zyniker.

»Nu man los!« rief er, indem er sich vorn an die Bühne placierte, Arme und Beine verschränkt, an den Wirtstisch gelehnt.

»Hoch mit die Röcke!« rief er dem vorhangbedienenden Engel zu.

»Wa?« schnodderte er die Kellnerin an, die ihn nach seinen Belieben fragte.

Flametti verstand nicht, wie sich ein Mensch seinem eigenen Geisterprodukt gegenüber so heillos frivol benehmen könne. Ihn schauderte. Doch er versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und schwieg.

Als aber der Auftritt kam:

›Die Letzten von dem Stamm der Delawaren‹ – die selbstverfaßte Häuptlingsouvertüre unterdrückte Flametti in einer Anwandlung von Unsicherheit –, als also der Auftritt kam und Herr Rotter in ein prustendes Gelächter ausbrach, und als infolge der höchlichen Laune des Herrn Autors auch die fellgegürteten Weiber auf der Bühne anfingen, die Sache lustig zu finden, da riß Flametti die Geduld.

Auf den Hacken drehte er sich vor Wut wie ein kirrender Hahn. Die Lanze stieß er auf den Boden, daß das Bauernhaus rechts und die Renaissancelandschaft im Hintergrund ins Wackeln gerieten. Hochrot wurde er im Gesicht wie ein Puter. Und er schrie mit drosselnd erhobenen Händen im Dialekt seiner Heimat über die Rampe hinunter:[70]

»Wellet Se sich nit einen Augenblick auf Ihre vier Buchstaben setzen, Herr Dichter? Nur einen Augenblick, wenn es gefällig ist! Sie seh'n doch, daß hier gearbeitet wird.«

Der Rotter war ganz überrascht. Das war ja eine unglaubliche Frechheit von diesem Flametti! Was fiel dem eigentlich ein! Das war doch die Höhe!

Hoch hob er sein Stöckchen, fitzte es durch die Luft und rief auf die Bühne hinauf:

»Sie, hören Sie mal: Hab' ich mit Ihnen vielleicht mal die Schweine gehütet oder hab' ich Ihnen das Ensemble geschrieben? Das Frauenzimmer dort mit der Gurkennase ist doch unmöglich!«

Das Frauenzimmer mit der Gurkennase war Fräulein Rosa. Und Flametti sah hin und stand einen Moment lang betroffen. »Ich hab' das Ensemble doch, Gott verdamm' mich, für Hakennasen und nicht für Himmelfahrtsnasen gemacht!«

Er schlug mit dem Stöckchen C-Dur an und rief:

»Na, mal weiter!«

Aber Flametti war jetzt die Lust vergangen.

»Lassen Sie das Klavier in Ruh!« schrie er herunter und fuchtelte mit der Lanze. »Was fällt Ihnen eigentlich ein? Sind Sie hier Direktor oder ich?«

Herr Rotter jedoch wurde auffallend ruhig, nahm sachte sein Stöckchen von den Tasten, rückte die Mütze zurecht und sagte:

»Hören Sie mal! Wenn Sie glauben, Sie Botokude, mich für Ihre fünfzig Franken hier anschreien zu können, dann sind Sie im Irrtum.«

»Und Sie«, rief Flametti, stellte die Lanze hin und sprang, in vollem Häuptlingsschmuck, über die Bühne herunter, »machen Sie, daß Sie rauskommen. Raus! Ich habe genug von Ihnen.«

Und da Herr Rotter als Antwort hierfür nur ein spöttisches Grinsen hatte, die Stirnhaut hochzog, die Ohren bewegte und den Blöden spielte, packte Flametti den Patron am Ärmel und spedierte ihn höchst persönlich durch das Lokal zum Büfett,[71] wo Herr Schnabel automatisch und ohne zu fragen sich seiner annahm und ihn im Hinblick auf seine moralische Zweideutigkeit vor die Türe setzte.

Nachdem der Dichter entfernt war, ging alles glatt. Von vorne, von vorne, und nochmal von vorne, bis daß es saß.[72]

Quelle:
Hugo Ball: Flametti oder Vom Dandysmus der Armen, Frankfurt a.M. 1975, S. 55-73.
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Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

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