121. Der gefangene Teufel von Dreilützow.

[106] Will man von Dreilützow nach Wittenburg, so mußte man früher bei einem Gebüsche vorbei, das hart an der Landstraße lag. Hier trieb der Teufel von Alters her sein Wesen. Jeder, der vorüberging ohne ein Vaterunser gebetet zu haben, wurde vom Bösen angehaucht, daß er eine dicke Backe bekam oder Ohrensausen. Zogen Pferde oder Kühe vorüber, so trieb er mit ihnen seinen dämonischen Schabernack, indem er sie lahm oder hinkend machte, den Kühen auch wohl die Milch nahm.

Nun wohnte in Dreilützow ein Bauer, der ganz besonders viel von dem Bösen zu leiden hatte, da sein Vieh oft bei dem Gebüsch vorüber mußte. Dieser beschloß, den Teufel mit List zu fangen. Er grub mit seinen Leuten in der Nähe des Busches eine tiefe Grube und da er gehört, daß der Teufel besonders lüstern nach Eierspeisen sei, so mußte seine Frau einen tüchtigen Stapel fetter Pfannkuchen backen. Als die Grube fertig war, schickte er seine Leute nach einer nahen Wiese, wo sie sich verbergen mußten, sagte ihnen aber ›sobald ich rufe, kommt eilend her mit tüchtigen Prügeln.‹ Nun nahm er einen großen Sechsscheffelsack, legte die Pfannkuchen hinein und spannte ihn weit auf. Es währte auch nicht lange, da kam der Teufel aus dem Gebüsch und fuhr in den Sack hinein. Der Bauer band den Sack zu, auf seinen Ruf kamen seine Leute mit tüchtigen Prügeln herbei, und nun gings an ein Dreschen, daß der Teufel drinnen im Sack sich wie ein Wurm krümmte und wand. Endlich legte er sich aufs Bitten[107] und versprach goldene Berge, ja noch mehr; aber unser Bauer ließ sich nicht bethören, er wußte, daß der Teufel nimmer hält, was er verspricht. Er wurde mit dem Sack in die Grube geworfen, und eine Schaufel Erde nach der andern fiel auf den Sack, bis sie ganz ausgefüllt war. Da lag nun der Teufel im Sack, über sich wohl acht Fuß Erde. Wie lange er darunter gelegen, wird nicht erzählt; aber die Gegend um Dreilützow hat er ferner gemieden.


Nach der Erzählung eines Bauern mitgetheilt von Lehrer C. Struck in Waren. Nach Mittheilung von J. Ritter ist es ein Hopfensack, dessen offenes Ende mit Schnürlöchern und einem Bindfaden zum Zuziehen versehen wird. Der Ort heißt noch jetzt der Teufelswinkel; vgl. Nr. 123.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 106-108.
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