140. Hexe getödtet.

[120] Eine Bäuerin, die eine Hexe war, fuhr mit einer andern zu einer Hochzeit. Als sie nahe beim Dorfe waren, saß eine Bäuerin am Wege und butterte. ›Soll ich der Bäuerin alle Butter, die sie machen will, entziehen?‹ fragte die Hexe. ›Thu das,‹ sagte die Andere. Die Hexe that es mit einem Zauberspruche. Im Weiterfahren sprach die Hexe zu der andern Bäuerin ›Die Frau könnte mir aber doch einen schlimmen Streich spielen, wenn sie die Milch anzündete, dann muß ich sterben.‹ Das hörte der Kutscher auf dem Bock, und wie sie angekommen waren, schlich er sich zu der butternden Bäuerin, die er scheltend und zornig fand, weil ihre Milch keine Butter, nur Schaum gab. Da rieth ihr der Kutscher, die Milch anzuzünden, und in dem Augenblicke sank an der Hochzeitstafel die Hexe todt hin.


H. Ohnesorge.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 120.
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