168. Die rothe Kuh von Warlin.

[139] Am südlichen Ende des Dorfes Warlin zwischen den Wegen nach Neu-Brandenburg und Pragsdorf liegt ein nicht unbedeutender Sandhügel, in welchem ein Hünengrab entdeckt worden ist. An diesen Hügel knüpft sich die Sage von der rothen Kuh. Wenn der[139] Kuhhirt am ersten Mai die Kühe auf die Weide trieb, gesellte sich zu ihm eine von jenem Hügel kommende rothe Kuh. Jeden Abend, wenn die andern Kühe nach Haus getrieben wurden, war sie verschwunden. Im Herbste aber kam sie mit einem goldenen Bande um den Hals, das war des Kuhhirten Lohn. Sobald ihr das abgenommen war, kehrte sie in den Hügel zurück und kam erst im nächsten Frühling wieder.

Als einmal ein Handwerksbursche bei dem Hügel vorbeikam, sah er die rothe Kuh wie krank daliegen. Er machte dem Kuhhirten davon Mittheilung; als dieser hinkam, war sie fort und ist seitdem nicht wieder gesehen worden.


W. Heyse in Leussow; vgl. Meklenburg. Jahrbücher V, 102 f. Poetische Bearbeitung von Jacoby bei Niederh. 1, 64 ff. Vgl. Schiller 2, 4.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 139-140.
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