207. Küchenmeister Kophamel zu Dargun.

[168] Wo jetzt das Schloß zu Dargun steht, da stand vor mehreren hundert Jahren ein Kloster. In demselben war einmal ein Küchenmeister, Namens Kophamel, ein ungerechter und böser Mann, der daher auch nach seinem Tode nicht Ruhe finden konnte. Er polterte im Kloster herum, warf oft die Kessel vom Bort herunter, zerbrach die Geräthschaften der Vorrathskammer, drehte den Hahn der Bierfässer auf u.s.w. Man holte daher seinen Sarg wieder herauf und fand ihn beim Oeffnen mit offenen Augen und aufgesperrtem Munde. Drei Tage beriethen die Mönche, was man thun solle; endlich beschlossen sie, die Leiche aus den Grenzen des Klosters fortzuschaffen.[168] Ehe es dazu kam, stopfte ein Küchenjunge der Leiche den Mund voll mit den Worten ›He hett in sinen Lęben den Rachen nich vull naug krigen künnt, he sall em nu in 'n Dod vull hebben.‹ Ein kleiner Hügel im Iserborn wird als die Stelle bezeichnet, wo Kophamel begraben wurde. Dort treibt er noch seinen Spuk und der Ort wird deshalb von Jedermann gemieden.


Lehrer Struck in Waren; vgl. Niederh. 4, 156.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 168-169.
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