391. Der Burgwall bei Grabowhöfe.

[294] Den alten Burgwall bei Grabowhöfe, unweit Waren, wählten die Hirtenknaben gern zu ihrem Spielplatze. Einmal hatte ein Knabe sich unter den Schatten einer Buche schlafen gelegt. Als er eben einzuschlafen begann, krabbelte neben ihm ein daumlanges Männlein in wunderlicher Kleidung aus der Erde. Das winkte ihm, ihm zu folgen. Zuerst gings in den Burggraben hinein, dann durch ein Gebüsch zu einer verborgenen Thür und durch diese in das Innere des Walles. Der Wall war durch und durch hohl, voller Gänge und Gerölle, alte Panzer und Schwerter darinnen. In einem Gemach, wie eine Küche, waren die Wurzeln der Bäume von oben hereingewachsen, und in dem Knäuel der Wurzeln standen eine Menge kupferner Kessel, einer immer kleiner als der andere, ineinandergeschachtelt und wie Gold glänzend. Er fragte den Führer, was das bedeute, aber beim ersten Wort war Alles verschwunden und er erwachte. Zu Haus erzählte der Knabe seinen Traum, ward aber ausgelacht. Da machte er sich eines Abends bei Mondschein auf und grub nach und kam auch richtig auf eine Anzahl ineinanderstehender Kessel. Aber weiter fand er nichts, und wie oft er auch hier noch geschlafen hat, der Kleine kam nicht wieder.


A.C.F. Krohn bei Niederh. 4, 168 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 294.
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