2.

[336] Eine andere Sage läßt sich dort ebenfalls zwei Brüder finden. Beide hatten das Müllerhandwerk erlernt und durchreisten als Gesellen vieler Herren Länder mit einander, erwarben sich auch auf ihrer Wanderung große Reichthümer. In einer großen Stadt, wo einer Festlichkeit wegen eine große Menge Menschen in den Straßen wogte, wurden die Brüder in einem Gedränge von einander getrennt. Sie durchwanderten die Straßen und Gänge des Tages wohl mehr als einmal, aber fanden sich nicht wieder. Da, als alles Suchen vergeblich war, trat Jeder schweren Herzens die Weiterreise an, denn er wußte ja nicht, ob er den geliebten Bruder in dieser Welt je wieder sehen würde. Mehrere Jahre darauf trafen einmal nahe bei Dömitz an einem Kreuzwege zwei Handwerksburschen zusammen. ›Finden wir uns hier?‹ riefen Beide fast zu gleicher Zeit und fielen dann einander in die Arme. Es waren jene beiden Brüder, die sich so plötzlich, ohne vorher Abschied von einander nehmen zu können, hatten trennen müssen, dann jahrelang gesucht hatten und nun wieder fanden. Sie bauten dort eine Mühle und nannten den Ort zum Andenken an jenes glückliche Wiederfinden ›Findenwirunshier‹.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 336.
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