461. Der Name Züsow.

[339] Als das Dorf Züsow erbaut werden sollte, konnte man darüber nicht einig werden, wie es heißen solle. Es zogen also mehrere Mönche in Procession in den Wald und kehrten mit der Nachricht zurück, daß ihnen im Walde ein Engel in Gestalt eines Frauenzimmers erschienen sei, welcher sich auf einen Stein herabgesenkt und auf demselben, auf einem Fuße stehend, einen Augenblick verweilt, dann aber sich wieder erhoben, den Stein betrachtet und laut ausgerufen habe ›Züso, Züso, Züso‹ (= sieh so). Nachdem die Erscheinung verschwunden war, betrachteten die Mönche den Stein und erblickten darauf eine frisch eingetretene Frauenspur; sie betrachteten dies also als ein Zeichen vom Himmel, daß das Dorf Züsow heißen solle. Dies ward auch augenblicklich vom Volke angenommen. Der Stein mit der deutlichen Frauenspur (von einem Schuh mit hohem und spitzem Absatze) liegt noch heute auf derselben Stelle und heißt der Frauenstein, ein in der Nähe befindlicher Berg aber der Frauenberg.


Förster Priester in Züsow; Meklenburg. Jahrbücher 33, 17.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 339.
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