2.

[42] Einem Ehepaare in Plau wurde ein Kind geboren, das nach zwei Jahren nur einen Schuh lang war, einen gewaltig großen Kopf hatte und durchaus nicht sprechen lernen wollte. Sie klagten ihr Leid einem alten Manne, der sagte ›Gewiß haben die Unterirdischen euer Kind ausgetauscht. Wenn ihr darüber Gewißheit haben wollt, so nehmt eine leere Eierschale, gießt in Gegenwart des Kindes frisches Bier hinein und bringt es durch Hefe in Gährung. Wenn dann das Kind anfängt zu sprechen, dann ist meine Vermuthung richtig.‹ Sie thaten wie ihnen gerathen worden. Kaum war das Bier in Gährung, da rief das Kind in der Wiege:


Ik bün so olt

as Böhmer Gold,

doch dat seih ik taum irsten Mal,

dat man Bier brugt in Eierschal.


Die Eltern beschlossen nun in nächster Nacht das Kind in die Elde zu werfen. Als sie aber nach Mitternacht aufstanden und an die Wiege traten, lag darin ein blühendes kräftiges Kind. Die Unterirdischen hatten das ihrige weggeholt.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 42.
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